Kategorien
Allgemein

45 Donnerstag, 30.04.2020

Es gibt keine Sätze mehr.

Für etwa eine Woche habe ich alle Länder der Erde bereist, um mir einen Überblick zu verschaffen. Und nun, erschöpft zu Hause angekommen, ist die Sprache verschwunden. Ich habe mich in ein mir fremdes Vokabular begeben, jenes des Journalismus und der Wissenschaft und der Politik, ein technisches Vokabular, das die Menschen, um die es geht, nur vom Hörensagen kennt, und dann nur als den menschlichen Aspekt. Eine Woche lang habe ich in einer distanzierten Faktensprache gelebt, in der ich mich nicht recht zu Hause fühlen kann. Das hinterlässt im Kopf seine Spuren. Mir ist aufgefallen, dass ich mich von den Dingen entfernt habe. Ich kann keine Sätze mehr bilden.
*
Ich habe mir Daten und Fakten zusammengeklaubt aus den hintersten Winkeln der Berichterstattung, und selbst nichts mehr zu sagen. Es war ein Herbeischaffen von wahrgeglaubten Informationsfitzelchen, denn bestätigen oder abstreiten kann ich sie nicht, nur kritisch hinterfragen. Es war die Arbeit des Büromenschen, der grauen Maus im Außenministerium, des niedersten Analysten beim Geheimdienst. Die verwendeten Begriffe bezeugen und beleuchten einen Sachverhalt, und auch in ihnen liegt eine Unerbittlichkeit. Sie lässt einen ehrfürchtig verstummen. Wie schön wäre die Rückkehr ins Eigene, die Wiederaufnahme der klassischen Notizen, um wieder bei mir selbst zu sein. Das, denke ich, wird neue Lebensgeister wecken.
*
Ich habe mir einen kleinen Weltüberblick verschafft und bemerke eine umso stärkere Weltverbundenheit. Es stimmt jetzt nur noch mehr: Wir sitzen alle im selben Boot. Ein Gewicht der Welt muss auf uns lasten bei allem, was wir tun, bei jedem Schritt, den wir unsicher setzen.
Alle, wirklich alle Länder des Planeten sind zur selben Zeit mit exakt demselben Problem konfrontiert, einem Virus, der unabhängig vom Ort denselben Gesetzmäßigkeiten folgt. (Der Tröpfcheninfektion ist es egal, ob sie in Kalkutta, New Orleans oder Ludwigsburg stattfindet.)
Die Art der Übertragung ist überall gleich, doch die lokalen Gegebenheiten verändern ihre Wahrscheinlichkeit, ebenso wie getroffene Maßnahmen zur Eindämmung und deren Umsetzung. Die Art der Erkrankung ist bei jedermann gleich, ihr Verlauf hängt ab von der Konstitution des Einzelnen und den Möglichkeiten seiner Behandlung. (Gesundheit ist dabei immer eine Kosten-Nutzen-Abwägung.)
Der namenlose Weltenüberblicker geht bei seinem Virus-Experiment also von derselben Grundannahme aus. Ein Erreger verbreitet sich über den Globus mit mal erhöhter, mal gedämpfter Vehemenz und Rasanz, abgesehen von fälligen Mutationen behält er seine Form. Was dabei offensichtlich wird, sind die unterschiedlichen Voraussetzungen in der Bewältigung sowie die politisch und kulturell abweichenden Herangehensweisen bei Eindämmung und Abfederung der wirtschaftlichen und sozialen Folgen. Dinge, die immer schon offen auf dem Tisch gelegen sind, treten bloß noch deutlicher hervor. Ich habe für die Reise kein Gepäck gebraucht. Sie hat mir einen Erkenntnis-Schock in Sachen angewandter Länderkunde verpasst.
*
Im Benennen von Ländern werden Entscheidungen getroffen, die nicht nur geographisch sind, sondern auch politisch. Dass es unterschiedliche Zählweisen für Kontinente gibt, sollte jedem geläufig sein; auch die Streitfragen bei Staatenlisten in Hinblick auf Überseegebiete und Sonderverwaltungszonen – da ist es wieder, das technische Vokabular mit Worterfindungen für etwas beständig Provisorisches. (Das Aufnehmen einer Karibikinsel in die Aufzählung, obwohl sie für spröde Besserwisser streng genommen bloß der Appendix einer ehemaligen Kolonialmacht sein mag, kann Respektsbezeugung des Romantikers sein oder sogar aufmuntern zur fortgesetzten Unabhängigkeitsbestrebung.)
Es stellen sich schwerwiegende Fragen der Staatlichkeit. Gibt es Palästina? Für wen und vor wessen Augen soll, muss oder darf es etwas geben? Wer bin ich, es zu wissen? Und doch entscheidet man sich für die eine oder andere Lösung, spricht gleichzeitig mit dem Namen eine Existenzberechtigung aus, die einer dem anderen absprechen will. So wird das Hinzufügen eines Elements in die Liste der Staaten Westasiens unverhofft zum subtilen politischen Akt. (Wie viel Meinung, wie viel Forderung schwingt mit?)
Nicht zuletzt ist alles eine Frage der genutzten Quellen, man braucht ein gut geeichtes Sensorium, um die versteckte Agenda einer Listensammlung zu erkennen. Ich verhalte mich gegenüber den Bereitstellern von Information oft sehr naiv, verfüge weder über das nötige Grundwissen noch über den gebotenen Erfahrungsschatz. Es wird dann mehr ein lockeres Herumprobieren, ein Vergleichen der angebotenen Bestände und ihrer Überschneidungen. Mit dargereichtem Zahlenmaterial verhält es sich ähnlich: Wer möchte was aus welchen Gründen wen wissen lassen?
*
Die geistige Weltreise macht einem schmerzhaft bewusst, dass viele Länder ganz andere Sorgen haben als eine neuartige Lungenerkrankung, die hauptsächlich für Alte und Geschwächte zum tödlichen Problem werden kann. Ich lese Artikel und Lexikoneinträge, scrolle mich durch Tabellen und Tourismusportale, überfliege Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes in Deutschland, Hinweise der österreichischen Wirtschaftskammer oder gehe direkt zu Regierungsseiten, ich bemühe mich, mir halbwegs einen Überblick zu verschaffen, und werde erwartungsgemäß nicht fertig damit. Trotzdem reift die Erkenntnis, dass es Orte gibt, an denen die Menschen weitaus größere Probleme haben als Corona, die Krankheit und damit einhergehende Verwerfungen kommt zur aufreibenden Gesamtsituation nur erschwerend hinzu. Ein bisschen Ehrlichkeit sind wir uns schuldig: So lange muss man erst einmal am Leben bleiben, um an diesem Virus zu sterben.
*
Es gibt Länder, die seit jeher mit Dürre und dem damit verbundenen Ernteausfall kämpfen, beileibe kein rein afrikanisches Problem. Nicht überall gibt es Zugang zu fließendem geschweige denn sauberem Wasser. Hinzu kommen Regierungskrisen, diktatorische Präsidenten, die sich als Alleinherrscher aufspielen und auch im Schlepptau dieser Krise perfide Dekrete erlassen, die ihre verhängnisvolle Macht zementieren.
All das ist schwer verdaulich, und nichts davon war unbekannt oder neu. Es hat mich nur kaum oder zu wenig interessiert. Wie heilsam kann es sein, in jedem einzelnen Land Halt zu machen – wenn auch nur kurz – und sich zu vergegenwärtigen, unter welchen Bedingungen man anderswo lebt; und wie gut würgt es sich ein bisschen an der eigenen europäischen Sattheit und Überfressenheit. Nichts ist neu, es rückt die Dinge nur ins Licht.
Selbst nach einem derart oberflächlichen Durchleuchten der verschiedenen Weltgegenden, fällt es schwer, nahtlos dort anzuschließen, wo man aufgehört hat, den radikalen Wechsel ins Innere zu vollziehen und subjektive Eindrücke zu schildern, wieder über beschlagene Brillen und die Unannehmlichkeiten der Maskenpflicht, von Stadtparksonne und verliebten Polizisten zu erzählen. Und so muss es auch sein. Wahrscheinlich geht es uns viel besser, als wir gern hätten. Man darf ruhig eine Zeitlang vergessen, welcher Wert darin liegt, von sich selbst zu erzählen.

Bald gibt es wieder Sätze.

Kategorien
Allgemein

44 Mittwoch, 29.04.2020

Antarktika

In Antarktika gibt es keinen bestätigten Fall, der nicht in Länder unterteilte und ausschließlich von Wissenschaftlern bewohnte Südkontinent wird abgeschottet, um ihn virenfrei zu halten, die Möglichkeiten ärztlicher Versorgung sind begrenzt, Forschungsstationen reduzieren ihr Personal, touristische Expeditionen werden abgesagt.
*
Das Eis ist ewig.

Kategorien
Allgemein

43 Dienstag, 28.04.2020

Westasien und Südasien

In Indien werden aus den Städten aufs Land fliehende Wanderarbeiter beim Versuch einer Ausreise an Bahnhöfen erdrückt.
Auf den Malediven sitzen europäische Toursiten fest, die Regierung signalisiert den Außenministerien der Herkunftsländer, die Kosten des unfreiwilligen Aufenthalts zu übernehmen.
In Sri Lanka verhindert die Pandemie Gedenkveranstaltungen zu den Oster-Anschlägen im Vorjahr mit über zweihundertsechzig Toten, dem nationalen Corona-Koordinator werden Kriegsverbrechen zur Last gelegt.
In Nepal scheint der Hungertod näher als eine Infektion mit dem neuartigen Virus.
*
In Bhutan soll ein striktes Einreiseverbot nach dem ersten bestätigten Fall die Rückverfolgung der Infektionsquelle und eine Entschärfung der Lage ermöglichen.
In Pakistan beginnt die schrittweise Lockerung der Maßnahmen, an das weiterhin aufrechte Verbot öffentlicher Versammlungen halten sich viele religiöse Führer und Gläubige nicht, Polizeikommandeure bitten Imame vergeblich, die Menschen von einem Besuch der Moschee abzuhalten.
In Bangladesch drängen internationale Auftraggeber auf ein Wiederhochfahren der Textilindustrie, hunderttausende Arbeitnehmer kehren trotz Ausgangssperre in die Fabriken zurück.
In Afghanistan kommt es zum ersten Treffen zwischen Vertretern von Taliban und Regierung seit zwanzig Jahren, um das weitere Vorgehen gegen den gemeinsamen Feind Corona zu beraten.
*
In der Türkei wird mit einer Vorwarnzeit von zwei Stunden eine Ausgangssperre verhängt, was zu Panikreaktionen und Hamsterkäufen führt.
In Armenien gibt es zu Anfang der Pandemie eine Luxusunterbringung für Verdachtsfälle, zweiunddreißig Menschen werden vorübergehend im Golden Palace Hotel isoliert, einem Fünfsternehotel mit Casino, Cocktailbars, verschiedenen Pools, Wellnessbereichen und einem direkten Zugang zur Skipiste, das sich seit der samtenen Revolution in Staatsbesitz befindet.
In Aserbaidschan ist die Pandemie ein geeigneter Anlass, Repressionen auf die Opposition weiter zu verstärken, in sozialen Netzwerken berichten mehrere Politiker der Südkaukasusrepublik von Einschüchterungen, tätlichen Angriffen und Festnahmen.
In Georgien schließen viele Geschäfte, Restaurants und Bars von sich aus ohne Regierungserlass, auch deshalb, weil eine große Abhängigkeit zum Tourismus besteht.
*
In Abchasien wird der Oppositionsführer und ehemalige Geheimdienstchef zum neuen Präsidenten gewählt, wogegen die georgischen Behörden unter Berufung auf internationales Recht protestieren, diese verhängen für die von prorussischen Separatisten kontrollierten Region den Ausnahmezustand.
In Syrien verbreitet sich der Virus nicht zuletzt über den Iran, eine der wichtigsten Schutzmächte des Regimes, um die Infektionszahl in der Statistik möglichst niedrig zu halten, werden verdächtige Todesfälle offiziell als schwere Lungenentzündung deklariert.
Im Libanon vermag die Regierung durch rigorose Schutzmaßnahmen die Ausbreitung des Virus weitgehend einzudämmen, was zu Lasten von Armen und Flüchtlingen geht.
In Israel dürfen sich Menschen nicht mehr als hundert Meter von ihrem Wohnhaus entfernen, einzelne Stadtviertel werden abgeriegelt, die Gemeinschaft der ultraorthodoxen Juden hält sich nicht an die Maßnahmen, man vertraut auf Gott und liefert sich Straßenkämpfe mit einschreitenden Sicherheitskräften.
*
In Palästina kursieren böse Witze darüber, dass man Quarantäne ja ohnehin gewohnt sei.
In Jordanien bemüht man sich um die härteste Ausgangssperre der Welt, selbst Einkaufen ist verboten, wer sich den Maßnahmen nachgewiesenermaßen widersetzt, riskiert eine Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr.
In Saudi-Arabien sollen sich über hundertfünfzig Mitglieder der Königsfamilie mit dem Virus infiziert haben, von denen etwa die Hälfte zur Behandlung ins Krankenhaus muss, der vierundachtzigjährige, bereits Züge von Demenz zeigende König Salman begibt sich auf einer Insel nahe der Hafenstadt Dschidda in Palastquarantäne.
Im Jemen liegt das Gesundheitssystem kriegsbedingt am Boden.
*
Im Oman werden für den Fastenmonat Ramadan Versammlungen und soziale Aktivitäten jeglicher Art und an jedweder Örtlichkeit explizit untersagt, Moscheen bleiben geschlossen, mit Ausnahme des Gebetsrufs und des vorübergehenden Tarawih-Gebets, die Einführung von Armbändern zur telemetrischen Überwachung der Heimquarantäne sowie des Gesundheitszustands stehen bevor.
Im Irak gibt es keine handlungsfähige Regierung, da sich die großen politischen Blöcke seit Monaten nicht auf einen neuen Ministerpräsidenten einigen können.
Im Iran kann man den offiziellen Zahlen nie ganz trauen, was für die Einwohner ebenso gilt wie für den Rest der Welt.
In Kuwait herrscht ein nächtliches Ausgangsverbot von vier Uhr nachmittags bis acht Uhr Früh, von welchem nur Personen mit essentiellen Tätigkeiten im Ölsektor, im Gesundheitsbereich oder bei Zustellservices ausgenommen sind, Verstöße werden mit bis zu drei Jahren Haft geahndet.
*
In Bahrain müssen Personen in Selbstisolation ein Bluetooth-Armband tragen, um sicherzustellen, dass sie die Tracing-App der Regierung nutzen, sollten sie sich fünfzehn Meter von ihrem Smartphone entfernen, Ortungsdienste deaktivieren oder das Armband ablegen, droht eine Geldstrafe von umgerechnet knapp 2500 bis 25 000 Euro oder eine Gefängnisstrafe von bis zu drei Monaten.
In Katar verkündet die Regierung ein umfassendes Hilfspaket für den Privatsektor, das etwa zwanzig Milliarden Euro umfasst und einem Zehntel des Bruttoinlandsprodukts entspricht, ein Teil davon geht an Unternehmen der lokalen Börse, um den Markt zu stützen, in von der Krise schwer getroffenen Sektoren werden für sechs Monate die Elektrizitäts- und Wasserrechnung sowie die Miet- oder Pachtkosten ausgesetzt, ebenfalls für sechs Monate gilt eine Stundung bei Kreditrückzahlungen.

Kategorien
Allgemein

42 Montag, 27.04.2020

Zentralasien, Ostasien und Südostasien

In Tadschikistan wird, wie der nationale Fußballverband mitteilt, die laufende Saison nun doch unterbrochen, was im Einklang mit den Maßnahmen der Regierung geschieht, der Präsident rät Landwirten, das Fasten im Ramadan zu verschieben.
In Usbekistan wird zum Abfedern der Einkommenseinbrüche ein Krisenfonds in Höhe von zehn Billionen Sum angekündigt, was knapp einer Milliarde Euro entspricht, Kritiker äußern Skepsis zu Umsetzung und Zielgerichtetheit des Hilfspakets.
In Kasachstan landen ein Astronaut, eine Astronautin und ein Kosmonaut nach ihrer Rückkehr von der Internationalen Raumstation sicher in der Steppe und werden wohlbehalten geborgen.
In Turkmenistan soll der Coronavirus aus dem täglichen Sprachgebrauch mit Staatsgewalt verdrängt werden, Berichte und Gespräche darüber sind verboten, das Wort wird aus Informationsbroschüren über die Krankheit gestrichen, Vorsichtsmaßnahmen werden dennoch getroffen.
In Kirgisistan, auch Kirgistan, können Transportfahrzeuge nach wie vor die Grenze passieren, dabei ist das Tragen von Masken und Handschuhen Pflicht, Nahrungsmittel und medizinische Produkte werden bevorzugt behandelt, alle aus China eintreffenden Waren müssen in kirgisische Lastwägen umgeladen werden, ein einheimischer Fahrer löst den chinesischen an der Grenze ab.
*
In China regeln Nachbarschaftskomitees das Verlassen und Betreten der Wohnblocks, an ihre Arbeitsstellen zurückgekehrte Fabrikarbeiter sitzen während der Essenspausen auf Holzschemeln weit auseinander.
In Hongkong sind sich bei Protesten gegen die Regierung Polizei und Demonstranten uneinig über die Auslegung der geltenden Abstandsregeln.
In Taiwan erhält man zähneknirschendes Lob für den Umgang mit dem Virus von der Weltgesundheitsorganisation, was sich an rhetorischen Verrenkungen der Funktionäre festmachen lässt, die bemüht sind, das mächtige Mitglied China nicht zu brüskieren, das sich gegen eine Aufnahme Taiwans als Mitglied erfolgreich zur Wehr setzt.
In der Mongolei tragen unbürokratischer Pragmatismus, Erfahrungswissen, Medienkompetenz und Humor dazu bei, die teils präventiv gesetzten Maßnahmen zu implementieren und immer wieder flexibel anzupassen.
*
In Nordkorea ist man virenfrei, sofern die Propaganda stimmt.
In Südkorea setzt man bei der Eindämmung des Virus auf Massentests, Rückverfolgung positiver Fälle durch Standortdaten und Bewegungsprofile sowie strenge Quarantäne-Regeln, eine innovative und technikfreundliche Herangesehensweise, die bisher von Erfolg gekrönt scheint.
In Japan wird erst spät der landesweite Notstand ausgerufen, die Exporte sinken um knapp zwölf Prozent, angeblich soll eine antivirale Grippetablette ein wirkungsvolles Heilmittel gegen Corona sein, was die globale Forschergemeinde unter Hochdruck prüft.
In Macao schließen die Casinos, womit für die Glücksspielmetropole und chinesische Sonderverwaltungszone der bedeutendste Wirtschaftszweig wegbricht.
*
In Brunei Darussalam, kurz Brunei, gibt es praktisch keine Ausreisemöglichkeit mehr, für begründete Notfälle kann eine Ausnahmegenehmigung beantragt werden.
In Kambodscha verhilft die Pandemie dem autoritäten Langzeitherrscher zu einem Notstandsrecht, das ihm auch über die Gesundheitskrise hinaus unbegrenzte Befugnisse zur Einschränkung der Versammlungs- und Redefreiheit erteilt, wie Menschenrechtsaktivisten warnen, Internet und Telefonie werden überwacht, journalistische Artikel, die nach Meinung der Regierung Angst in der Öffentlichkeit, Chaos, einen Schaden für die nationale Sicherheit oder Missverständnisse über den Staat verursachen, können verboten werden.
In Indonesien werden Quarantäne-Brecher oder Corona-Sünder, die sich nicht an die Auflagen zur Eindämmung des Virus gehalten haben, in leerstehende und verfluchte Häuser gesperrt, um ihnen mit dem mehrtägigen Aufenthalt in einem solchen Spukhaus eine Lektion zu erteilen.
*
In Osttimor werden die Zahlungen der Europäischen Union für laufende Kooperationsprogramme vorgezogen, um besonders der Bevölkerung auf dem Land beim sich abzeichnenden Konjunkturabschwung zu helfen, der Wiederaufbau grundlegender Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung und von Hygienesystemen wird konsequent fortgesetzt.
In Malaysia steht das Familienministerium in der Kritik wegen seiner Ratschläge gegen häusliche Gewalt, um diese zu verhindern, sollen sich Frauen möglichst unterwürfig verhalten und den Ehemann nicht provozieren, sich schminken und ordentlich anziehen, vom Tragen von Jogginghosen wird abgeraten, im Gespräch ist schüchternes Kichern gegenüber Nörgelei der Vorzug zu geben, auf etwaige Fehler möge der Gatte in humorvollem Ton hingewiesen werden, im Streit sollen sie vor jeder Antwort bis zwanzig zählen, um rational zu bleiben und das Gehirn zu beruhigen, Gewalt gegen Frauen nimmt zu, für Männer gibt es keine Verhaltenstipps.
In Myanmar erhalten internationale kommerzielle Flüge keine Landeerlaubnis mehr, die Infektionszahlen steigen kontinuierlich an, das Leben ist durch den Shutdown zum Stillstand gekommen, öffentliche Versammlungen sind verboten, für die gesamte Bevölkerung wird eine zehntägige Selbstisolation angeordnet.
*
In Laos werden nach Kindergärten und Grundschulen alle Bildungseinrichtungen bis hin zu Universitäten ebenso geschlossen wie Unterhaltungsstätten einschließlich Karaokebars und Massagesalons, das Land mit seinem erst im Aufbau befindlichen Sozielversicherungssystem wird beim erklärten Entwicklungsziel der Armutsminderung spürbar zurückgeworfen.
Auf den Philippinen weist der Präsident Militär und Polizei an, bei einem etwaigen Verstoß gegen die verhängte Ausgangssperre, die Störenfriede zu erschießen.
In Singapur verzeichnet man einen Rekordanstieg bei Neu-Infektionen, was sich auf unzureichende hygienische Bedingungen in den Quartieren von ausländischen Wanderarbeitern zurückführen lässt.
In Thailand führen die wirtschaftlichen Auswirkungen mit zunehmender Arbeitslosigkeit und Armut zu einem Emporschnellen der Selbstmordrate, das Komitee zur Förderung von Wissenschaft, Forschung und Innovation verweist auf ein Forschungspapier, in dem das Einrichten einer Beschwerde-Hotline sowie das Aufstocken des Subventionsprogramms für Betroffene empfohlen werden.
In Vietnam wird ein Song, der Verhaltensregeln wie Händewaschen und Abstandhalten in ohrwurmtaugliches Popgewand kleidet, zum viralen Hit.

Kategorien
Allgemein

41 Sonntag, 26.04.2020

Nordamerika und Mittelamerika

In Grönland gelingt es dem Chef der Gesundheitsbehörde und seinen drei Mitarbeitern, den Virus mit einer Mischung aus rigoroser Abschottung und gezielter Rückverfolgung von Infektionsketten auszumerzen, der kommerzielle Inlands- und Auslandsflugverkehr wird eingestellt, man spricht ein Alkoholverbot aus, das vor allem dem Schutz der Kinder dienen soll.
In Kanada fliehen verängstigte Pfleger aus einem Seniorenheim, um sich bei den sterbenden Bewohnern nicht anzustecken.
In den Vereinigten Staaten decken sich die Leute mit Waffen und Munition ein, während der Präsident zur Missachtung seiner eigenen Empfehlungen aufruft.
In Mexiko bleibt die Kriminalitätsrate trotz Geschäftsschließungen und Ausgangssperre unverändert hoch, es kommt zu Plünderungen von Flachbildfernsehern und anderen Luxusgütern.
In Guatemala sind angeblich die Hälfte der bestätigten Corona-Patienten aus den Vereinigten Staaten abgeschobene Migranten.
*
In El Salvador wird die Einhaltung der Maßnahmen vom Militär kontrolliert, deren effektive Umsetzung scheitert an administrativen Mängeln und den Lebensumständen der Bevölkerung, Menschen über sechzig, Schwangeren und Vorerkrankten wird empfohlen, nicht zur Arbeit zu gehen.
In Belize gilt der nationale Gesundheitsnotstand, die Einreise ist nur noch gestattet für belizianische Staatsbürger, akkreditierte Diplomaten sowie Ausländer mit festem Wohnsitz, anschließend gibt es eine vierzehntägige Quarantäne.
In Honduras sind mehr als 100 000 der zehn Millionen Einwohner Hausangestellte, bei etwa zehntausend davon handelt es sich um Mädchen und Frauen zwischen zehn und zweiundzwanzig Jahren, an einem Tag in der Woche wird ihnen von staatlicher Seite der Besuch ihrer Familien erlaubt, was viele Arbeitnehmer jedoch untersagen oder mit Kündigung drohen.
In Nicaragua hat der amtierende Präsident laut Gerüchten innerhalb kurzer Zeit drei Herzinfarkte erlitten, er gilt vorübergehend als verschollen, Maßnahmen gegen den Virus werden kaum ergriffen, Restaurants, Strände und Fußballstadien sind weiterhin geöffnet, bei einem Boxabend mit acht Kämpfen tragen die Atheleten teilweise Gesichtsmasken.
*
In Costa Rica sorgt die Pandemie zu verstärkten Einreisekontrollen und Gesundheitsprüfungen, das Betreten des Strandes oder Schwimmen im Meer sind verboten, entdeckt die Polizei einen unbelehrbaren Wellenreiter, gibt sie Warnschüsse ab.
In Panama treten ein Alkoholverbot und geschlechterspezifische Ausgangssperren in Kraft, Frauen dürfen montags, mittwochs und freitags das Haus verlassen, Männer wiederum dienstags, donnerstags und samstags, am Sonntag ist es verboten, überhaupt vor die Tür zu gehen, was dem Einschränken von Sozialkontakten dienen soll, panamesische Aktivisten für Transgender-Rechte äußern die Sorge, Menschen mit einer von ihrem Pass abweichenden Geschlechterzugehörigkeit könnten unter den neuen Regeln leiden.
Auf Kuba beginnt eine klinische Studie zu einer experimentellen Immuntherapie, die das körpereigene Abwehrsystem stärken und damit den Verlauf der Krankheit abschwächen soll, das zum Einsatz kommende Medikament wird im kubanischen Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie in Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Institutionen entwickelt und soll insbesondere bei älteren Patienten die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs verringern.
*
Auf Jamaika gilt ein absolutes Einreiseverbot, Personen ab einem Alter von siebzig Jahren dürfen nur noch einmal täglich für notwendige, lebenswichtige Besorgungen das Haus verlassen, um in den Supermarkt oder die Apotheke zu gehen, in der Öffentlichkeit sind Nasen- und Mundschutzmasken zwingend vorgeschrieben, Arbeits- und Bürostunden werden auf maximal acht Uhr morgens bis sechzehn Uhr nachmittags beschränkt.
Auf Haiti meldet man als letzter Staat Lateinamerikas den ersten Corona-Fall, es gilt als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre.
Auf den Bahamas wird eine allgemeine Pflicht zum Tragen von Schutzmasken beim Aufenthalt außerhalb der eigenen Wohnung angeordnet sowie der Import von nichtmedizinischen Masken verboten, um die heimische Produktion zu steigern und damit die Wirtschaft zu stützen, die zwischenzeitlich gelockerten Ausgangssperren werden später wieder verschärft.
In der Dominikanischen Republik muss bei der Einreise mit verstärkten Gesundheitskontrollen und der Einweisung in eine Isolierstation gerechnet werden.
*
In Puerto Rico wird die bestehende nächtliche Ausgangssperre um zwei Stunden verlängert, diese gilt für alle in der Krise nicht essentiellen Berufsgruppen.
In Antigua und Barbuda verhängen die Behörden eine Einreisesperre für Reisende aller Nationalitäten, die sich seit Jänner in China aufgehalten haben.
Auf Barbados wird die Bevölkerung aufgerufen, sich möglichst wenig im Freien aufzuhalten und zu haushaltsfremden Personen einen Mindestabstand von 1,8 Metern einzuhalten.
Auf Dominica beschließt man eine Einreisesperre für alle Ausländer, die zwei Tage später auf Staatsangehörige und Inhaber einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis erweitert wird.
Auf Grenada ist für die meisten ausländischen Segler die Saison in einem der beliebtesten Chartergebiete der Karibik vorzeitig beendet.
Auf St. Kitts und Nevis werden alle registrierten Fälle streng isoliert sowie Angehörige unter Heimquarantäne gesetzt.
*
Auf St. Lucia werden kleine Supermärkte und Bäckereien vorübergehend geöffnet, damit sich die Menschen für die verlängerten Ausgangssperren mit dem Nötigsten eindecken können, es bilden sich lange Schlangen, Gebote zum Wahren sozialer Distanz werden ignoriert, um Vorbereitungen auf die Dürre- und Hurrikansaison zu ermöglichen, wird Heimwerker- und Haushaltswarengeschäften der Betrieb wieder gestattet.
Auf St. Vincent und den Grenadinen wird das jährlich stattfindende Vincy Mas Festival abgesagt, um die Bevölkerung vor der Ausbreitung des Virus zu schützen.
In Trinidad und Tobago war der erste positiv Getestete ein zweiundfünfzigjähriger Mann, der ohne Symptome aus der Schweiz zurückgekehrt ist und anschließend gemeinsam mit seiner Familie umgehend in Quarantäne gesteckt wurde.

Kategorien
Allgemein

40 Samstag, 25.04.2020

Westafrika und Ostafrika

In Benin fordern Studentenvereinigungen das Ende der Vorlesungen, da der Aufenthalt in den Hörsälen äußerst beengt und keine Hygienestationen installiert sind, die Rädelsführer werden in Gewahrsam genommen, bei einer Demonstration gegen deren Festnahme stirbt ein junger Mann.
In Burkina Faso ist die Lebensmittelversorgung mangelhaft, Kindertagesstätten, Schulen und Universitäten werden geschlossen, zu den Infizierten gehören auch der Präsident, dessen Frau und mehrere Minister.
In Kap Verde ist der Warenverkehr auf dem Luft-, See- oder Landweg weiterhin möglich, dienstliche oder private Reisen sind ausschließlich in Verbindung mit einer vierzehntägigen Quarantäne erlaubt, Epizentrum der Infektion ist ein Touristenkomplex auf der Ferieninsel Boa Vista.
In der Elfenbeinküste zerstören Anwohner ein noch in Bau befindliches Zentrum für Coronavirus-Testungen, da sie sich vor erhöhter Ansteckungsgefahr durch Besucher der Einrichtung fürchten, obwohl diese niemals für die Behandlung von Patienten vorgesehen war, auf kursierenden Webvideos zu dem Vorfall ist dokumentiert, wie dutzende Menschen Blechplatten von dem Gebäudeskelett reißen und dabei skandieren: Wir wollen es nicht!
*
In Sierra Leone hat man vor einigen Jahren den Ausbruch von Ebola überstanden, was für die aktuelle Pandemie einen Wissensvorsprung im Umgang mit Infektionskrankheiten gibt, an öffentlichen Orten sowie in Schulen und Kliniken werden Handwaschbecken und Seifenspender aufgestellt, Krankenschwestern fahren in entlegene Dörfer, um die Bevölkerung zu informieren und bei den lokalen Maßnahmen einzubinden.
In Gambia sind öffentliche Märkte gesperrt, Schulen und Universitäten bleiben geschlossen, die Tourismusbranche erwirtschaftet rund zwanzig Prozent des Bruttoinlandsproduktes und mehr als fünfzig Prozent der Gesamteinnahmen aus Waren- und Dienstleistungsexporten, die nun wegzubrechen drohen.
Im Senegal stellt ein Kollektiv aus Freiwilligen mithilfe von 3D-Druckern dringend benötigte Schutzmasken her, diese werden umgehend an medizinisches Personal ausgeliefert.
In Ghana bleiben die Landesgrenzen für den Personenverkehr gesperrt, Güterverkehr ist hiervon zwar ausgenommen, jedoch verzögern sich wichtige Produktlieferungen aus China, zu denen für Händler und deren Kunden eine große Abhängigkeit besteht.
*
In Guinea wird trotz Ausbruch des Virus ein neues Parlament gewählt sowie über eine Verfassungsänderung abgestimmt, die dem Präsidenten eine dritte Amszeit ermöglichen soll, nach internationaler Kritik an manipulierten Wählerverzeichnissen wurde das Referendum bereits einmal verschoben, bei Zusammenstößen zwischen Gegnern des Ansinnens und Sicherheitskräften werden Gebäude und Wahlunterlagen zerstört, mehrere dutzend Personen kommen ums Leben.
In Guinea Bissau beginnt man sehr spät mit Präventionsmaßnahmen, für die dem westafrikanischen Land nur geringe finanzielle Mittel und wenig qualifiziertes Personal zur Verfügung stehen, lokale Radiosender informieren die Bevölkerung und mobilisieren zum gemeinsamen Kampf gegen den unsichtbaren Feind.
In Liberia nimmt der Präsident gemeinsam mit Gospel-Sängern das Lied Let’s stand together and fight Corona auf, welches über den Virus aufklärt und Maßnahmen zur Vermeidung einer Ansteckung beschreibt.
*
In Mali bringt man ein Hilfspaket für in Not geratene Bürger und Unternehmen auf den Weg, die Wirtschaft ist von dem jahrelangen Konflikt mit islamistischen Aufständischen stark geschwächt, die Regierungsmitglieder verlautbaren, sich der Notwendigkeit der Solidarität bewusst zu sein, alle Minister verzichten für einen Monat auf ihr Gehalt, der Präsident für drei Monate.
In Niger beschließt die Nationalversammlung einen landesweiten Ausnahmezustand, der später verlängert wird, Panikkäufe und die Grenzschließung zu Nigeria führen zu einem Preisanstieg auf den Getreidemärkten, von dem Hirse besonders stark betroffen ist, in Teilen der Hauptstadt kommt es zu gewaltsamen Ausschreitungen, nachdem Sicherheitskräfte versuchen, eine Versammlung in einer Moschee zu verhindern.
In Nigeria beklagen Menschenrechtsexperten, es gebe mehr Tote durch brutale Sicherheitskräfte, die Ausgangsbeschränkungen durchsetzen, als durch den Virus selbst, in der Hauptstadt Abuja werden ganze Nachbarschaften auf den Virus getestet, medizinisches Personal sammelt flächendeckend orale Abstriche.
In Togo werden Corona und Fake News gleichermaßen bekämpft, über Messenger-Dienste verbreitete Sprachnachrichten behaupten, die Weißen würden Leitungswasser mit dem Virus versetzen, um massenhaft Togolesen zu töten.
*
In Dschibuti sind mehrere Staaten militärisch präsent, darunter China, Frankreich, Italien, Japan und die Vereinigten Staaten, beim ersten bestätigten Fall des Landes handelt es sich um ein Mitglied des spanischen Militärs, nach dem positiven Test wird die gesamte stationierte spanische Einheit auf einer französischen Militärbasis unter Quarantäne gestellt.
Auf den Komoren gibt es keinen bestätigten Fall, was an mangelnden Testmöglichkeiten liegen mag, eine Person, die von dort aus auf die Insel Mayotte reist, wird nach ihrer Ankunft positiv getestet, zwar wird Mayotte geographisch den Komoren zugerechnet, gilt jedoch politisch als Übersee-Département und Region Frankreichs, weshalb der Fall in der landeseigenen Statistik nicht aufscheint.
In Äthiopien gehen die Menschen auf Märkten einkaufen, die größte Veranstaltungshalle der Hauptstadt wird zu einem Quarantänezentrum umfunktioniert.
In Eritrea werden Versammlungen von mehr als zehn Personen verboten, internationale Flugverbindungen eingestellt, Restaurants geschlossen und Gerichtsverhandlungen verschoben, der Präsident bezeichnet den Ausbruch in einer Ansprache als sudden war und bittet Bürger in der Heimat selbst und im Ausland alles Nötige zu tun, um gemeinsam die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern.
In Kenia herrscht eine nächtliche Ausgangssperre, Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen desinfizieren öffentliche Plätze in der Hauptstadt Nairobi.
In Ruanda kreisen mit Megafon ausgerüstete Drohnen, mit denen Bewohner über die verschärften Lockdown-Bestimmungen informiert werden sollen.
*
In Somalia werden Kreidekreise auf den Boden von Märkten gemalt, um bei Einkäufen das Einhalten des Sicherheitsabstandes zu gewährleisten.
In Tansania ist die erste Patientin, die den Virus aus Europa eingeschleppt hat, stigmatisiert und wird in ihrer Gemeinde ausgegrenzt, Bildungseinrichtungen sind geschlossen, alle Grenzen zu Nachbarländern bleiben dicht, eine junge Start-Up-Gründerin versucht, die Bevölkerung per Offline-App mit medizinischem Wissen zu versorgen, was erst beginnen kann, sobald Beamte des Gesundheitsministeriums die bereitgestellten Inhalte prüfen und autorisieren.
In Uganda wird eine Ausgangssperre verhängt, bei deren Verlautbarung der Staatspräsident wesentliche Dienstleister aufzählt, die nach wie vor ungehindert ihrer Arbeit nachgehen dürfen, zu diesen zählen Ärzte, Sicherheitspersonal oder Bankangestellte, jedoch keine Journalisten, was in Medienkreisen einen Sturm der Entrüstung auslöst, die regelmäßigen Skandalberichte über den massiven Militärapparat, der teilweise vom Präsidentensohn kommandiert wird, haben vermutlich nicht geholfen, später knickt der Machthaber ein, sein Büro verspricht das Ausstellen von Spezialpässen für systemrelevante Angestellte, von diesen werden jedoch weit weniger ausgestellt als beantragt.
*
Auf Madagaskar setzt man auf einen Kräutertrunk, der den Virus abwehren und sogar heilen können soll, trotz fehlender wissenschaftlicher Belege versichert der Präsident bei einer Pressekonferenz zuverlässige Ergebnisse innerhalb von sieben Tagen nach Einnahme, das teeartige Gebräu wird in Schulen als Corona-Prophylaxe ausgeschenkt.
Auf den Seychellen sind die Strände verwaist und Hotels geschlossen, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, wird den Menschen empfohlen, Sozialkontakte einzuschränken und zu Hause zu bleiben, die Regierung übernimmt bei Kleinbetrieben die Löhne für drei Monate, Kreditrückzahlungen können ebenfalls drei Monate pausieren.
Auf Mauritius gelten strenge Reise- und Bewegungsbeschränkungen, Geschäftstätigkeit ist nur essentiellen Unternehmen gestattet, es besteht eine nächtliche Ausgangssperre zwischen acht Uhr abends und acht Uhr früh.
Im Sudan wird von Händeschütteln und Wangenküssen abgeraten, für Geschäfte bestehen keine einschränkenden Maßnahmen, Schutzmasken und Handgels sind vielerorts ausverkauft.
Im Südsudan gibt es landesweit vierundzwanzig Betten auf Isolierstationen.

Kategorien
Allgemein

39 Freitag, 24.04.2020

Nordafrika, Zentralafrika und Südliches Afrika

In Algerien nutzt das Regime die Pandemie zur Unterdrückung der Protestbewegung, kritische Journalisten werden verfolgt, der bereits eingeleitete demokratische Wandel scheint gefährdet, die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst.
In Ägypten gibt es keine öffentlichen Ostergottesdienste, stattdessen werden sie in Fernsehen und Radio sowie im Internet live übertragen.
In Lybien geht der bewaffnete Konflikt zwischen den beiden selbsternannten Machthabern befeuert von mehreren fremden Staaten weiter, Drohnen und Söldner kommen zum Einsatz, ausländische Diplomaten werden evakuiert, der zuständige Sonderbotschafter der Vereinten Nationen reicht verbittert seinen Rücktritt ein.
In Tunesien fürchten jene, die im Tourismussektor beschäftigt sind, um ihre Existenz, bei der Kontrolle der Ausgangssperre helfen kleine schwarz-weiße Polizeiroboter ausgestattet mit Blaulicht und Kameras.
*
In Mauretanien gibt es laut den zuständigen Behörden sieben bestätigte Fälle, von denen sich sechs Personen wieder erholt haben und eine Person verstorben ist, damit gilt es als das einzige Land weltweit ohne aktiven Fall, nachdem es zuvor mindestens einen gegeben hat, da es sich jedoch um eine dynamische Situation handelt, kann es zu Abweichungen oder zeitlichen Verzögerungen beim Datenaustausch zwischen nationalen Stellen und der Weltgesundheitsorganisation kommen.
In Marokko verlieren Millionen Haushaltshilfen, fliegende Händler und Kellner ohne feste Arbeitsverträge Einkommen und Lebensgrundlage, saisonale Beschäftigte in der Landwirtschaft sind ebensfalls betroffen, kurz nach Verhängung der Ausgangssperre verspricht das Komitee zur Aufsicht der Wirtschaft unbürokratische Hilfe für den informellen Sektor, Bedürftige ohne Sozialversicherung können sich auf einer digitalen Plattform registrieren, um per Kurznachricht einen Code zu erhalten, mit dem in Bankfilialen ein nach Haushaltsgröße gestaffelter Einmalbetrag abgehoben werden kann.
In der Demokratischen Arabischen Republik Sahara bleibt die Vorherrschaft nach Abzug der Kolonialmacht Spanien völkerrechtlich weiterhin umstritten, in Flüchtlingslagern wird trotz äußerster Vorsichtsmaßnahmen das Ritual der Teezeremonie beibehalten, obwohl Wasser ein knappes Gut ist, werden öfter Gläser gespült und Hände gewaschen, zur Pandemie kommen Nahrungsmittelknappheit sowie hohe Temperaturen, die Verwaltung der knappen Ressourcen wird zu einem komplexen Problem.
*
In Burundi kommt ein Arzt auf zehntausend Menschen, Krankenhäuser gibt es nur wenige, die meisten Patienten lassen sich in provisorischen Gesundheitsstationen behandeln, die oftmals nicht mit fließendem Wasser ausgestattet sind, was das Einhalten von Hygienemaßnahmen schwierig macht, laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen ist jedes zweite Kind mangelernährt, dabei handelt es sich um die höchste Rate der Welt.
In Kamerun wird den Verantwortlichen ein Windmühlenkampf gegen Corona attestiert, Qualifikationsrunden für den Afrika-Cup sind abgesagt, obwohl der afrikanische Fußballverband noch beharrlich am Austragungstermin des eigentlichen Bewerbs festhält, ist in Eingeweihtenkreisen klar, dass er höchstwahrscheinlich nicht wird stattfinden können, für Gastgeber Kamerun ein herber Schlag.
In der Zentralafrikanischen Republik bleiben Schulen, Universitäten, Bars und Nachtlokale geschlossen, Ansammlungen von mehr als fünfzehn Personen sind untersagt, für das Geschäftsleben und Restaurants bestehen keinerlei Einschränkungen.
Im Tschad starten Aufklärungskampagnen zum Thema Hygiene, in Städten leben die Menschen auf engstem Raum zusammen, viele ohne Toiletten oder Zugang zu sauberem Wasser, jedes fünfte Kind stirbt vor Vollendung des fünften Lebensjahres, wofür auch durch Würmer verursachte parasitäre Erkrankungen verantwortlich sind, während der Ausbreitung des Virus verstärkt die islamistische Terrorgruppe Boko Haram ihre Angriffe, bei der bisher blutigsten Offensive auf der Halbinsel Boma am Tschadsee kommen zweiundneunzig Soldaten ums Leben, die einen Militärstützpunkt verteidigen, Dschihadisten nutzen die Gunst der Stunde, der Terrorgürtel in der Sahel-Zone wird breiter.
*
In der Republik Kongo tobt neben dem Virus eine Masernepidemie, die bereits mehrere tausend Menschenleben gefordert hat.
In der Demokratischen Republik Kongo hat man den Albtraum Ebola gerade halbwegs überwunden, nun steigen Tag um Tag die Infektionszahlen des neuartigen Erregers, die von den Behörden verordneten Präventionsmaßnahmen sind kaum umsetzbar, da viele Menschen auf der Straße oder in sehr beengten Behausungen leben.
In Äquatorialguinea verkündet der Regierungschef am Anfang des Corona-Ausbruchs in China, man werde seinem wichtigsten Handelspartner als Zeichen der Solidarität zwei Millionen Dollar für die Bekämpfung des Virus spenden, der Bergbau- und Ölminister spricht von China als einem loyalen Verbündeten, die Wirtschaftsleistung der Volksrepublik ist mit geschätzten 13,6 Billionen Dollar pro Jahr etwa tausend Mal größer als jene von Äquatorialguinea, auch die Bevölkerung entspricht beinah dem Tausendfachen, seit dem Militärputsch 1979 wird die ehemalige spanische Kolonie von einem korrupten Alleinherrscher regiert, es ist die Rede von einer autoritären Kleptokratie.
In Gabun wird aufgrund der Pandemie der Verzehr von Fledermäusen und Schuppentieren untersagt.
Auf São Tomé und Príncipe gilt eine Einreisesperre für Ausländer, Einheimische sowie Ausländer mit gültiger Aufenthaltsgenehmigung müssen sich auf Anweisung der Behörden in kontrollierte Selbstquarantäne begeben, um die Verbreitung einzudämmen wird ein Versammlungsverbot für mehr als zehn Personen ausgesprochen, Gastronomiebetriebe schließen, Ladenöffnungszeiten sind verkürzt.
*
In Angola hängen Wirtschaft und Finanzen beinah vollständig vom Erdöl ab, die Verlangsamung des Handels aufgrund der Pandemie beeinträchtigt Exporte nach China, was nicht nur die Einnahmen selbst, sondern auch die Förderung zurückgehen lässt, also Arbeitsplätze und damit Existenzen gefährdet.
In Namibia stellt das Parlament die Arbeit ein, der Verkauf von Alkohol wird verboten, ebenso Versammlungen von mehr als drei Personen, das Haus darf ausschließlich für lebenswichtige Einkäufe, für die Inanspruchnahme unaufschiebbarer Dienstleistungen oder für sportliche Betätigung verlassen werden.
In Botswana beabsichtigt der amtierende Präsident eine Verlängerung des Ausnahmezustands von ursprünglich achtundzwanzig Tagen auf sechs Monate.
In Malawi gibt es für achtzehn Millionen Menschen etwa einhundert Intensivbetten, in überfüllten Flüchtlingslagern ohne Wasserversorgung scheinen social distancing und das Einhalten von Hygieneregeln illusorisch.
In Mosambik entstand vor einem Jahr nach Überflutungen durch den Wirbelsturm Idai vorübergehend ein neues Binnenmeer, nun stehen für etwa neunundzwanzig Millionen Menschen dreißig Beatmungsgeräte zur Verfügung, Infektionszahlen sind gering, was daran liegen mag, dass kaum getestet wird.
*
In Swasiland, seit 2018 offiziell Königreich Eswatini, werden der nationale Notstand ausgerufen sowie ein Einreiseverbot für alle Reisende aus Risikoländern verhängt, das Gesundheitsministerium empfiehlt die Einhaltung von Hygieneregeln und rät Infizierten vom Besuch von öffentlichen Räumen sowie von Veranstaltungen ab, der polygam lebende König zeugte mindestens dreißig Kinder, 2017 ging er die offiziell vierzehnte Ehe ein, seine achte Ehefrau beging 2018 mit einer Überdosis Medikamenten Suizid, eine weitere verstarb knapp ein Jahr später an einer Erkrankung in Zusammenhang mit Hautkrebs, drei seiner Frauen flohen bereits ins Exil.
In Lesotho versuchen Regierung und Opposition den des Mordes an seiner damaligen Noch-Ehefrau verdächtigen Premier abzusetzen, dieser schaltet unter dem Vorwand der Seuchenbekämpfung das Parlament aus, das kleine Gebirgskönigreich ist durchgängig umschlossen von Südafrika, wohin die Menschen zu Hamsterkäufen aufbrechen, um für die Zeit des Notstands gerüstet zu sein, ein chinesischer Milliardär spendet Testkits, Masken und andere Schutzausrüstung.
In Sambia zeichnen sich Engpässe bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln ab, in manchen Regionen haben Überflutungen einen Teil der Ernte zerstört.
In Simbabwe wird die Verkaufssaison für Tabak verschoben, dieser zählt neben Gold zum wichtigsten Exportgut des Landes.
In Südafrika werden Drogenabhängige und Obdachlose mit Verdacht auf eine Infektion in extra eingerichteten Spezialunterkünften behandelt.

Kategorien
Allgemein

38 Donnerstag, 23.04.2020

Australien und Ozeanien

In Australien lässt man erkrankte Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes ungetestet an Land, was zur Ausbreitung des Virus führt und Todesfälle zur Folge hat, Ermittlungen werden eingeleitet, wichtige Informationen erhoffen sich die zuständigen Behörden vom Auswerten der Blackbox, Angehörige von Verstorbenen ziehen gegen die Reederei vor Gericht.
Auf den Fidschi-Inseln sitzen zahlreiche Touristen fest, die gezwungen sind, im Ferienparadies auszuharren, bis es eine Rückflugmöglichkeit gibt, sie warten darauf, dass ihnen das Geld ausgeht, Hotels halbieren die Zimmerpreise und teilen Essenspakete aus.
In Neuseeland macht der Gesundheitsminister trotz eingeschränkter Bewegungsfreiheit einen Familienausflug an den zwanzig Kilometer weit entfernten Strand, woraufhin er zwar nicht entlassen, jedoch als stellvertretender Finanzminister abgesetzt und innerhalb des Kabinetts degradiert wird, er selbst bezeichnet sich als Idiot, der verstehe, weshalb die Leute wütend auf ihn seien.
In Kiribati mit seinen dreiunddreißig im Herzen des pazifischen Ozeans gelegenen Inseln, gibt es keinen bestätigten Fall, jeder Einreisende muss vor seiner Ankunft mindestens zwei Wochen in einem Corona-freien Land verbracht haben, andernfalls kann Zwangsquarantäne verhängt oder eine Deportation angeordnet werden, das Gesundheitsministerium rät der Bevölkerung von nicht unbedingt notwendiger Reisetätigkeit ab.
*
Auf den Marshallinseln gibt es keine bekannten Fälle, die globale Ausbreitung der neuartigen Atemwegserkrankung führt zu verstärkten Einreisekontrollen, Gesundheitschecks mit Temperaturmessung, unter Umständen auch zu Einreisesperren, der internationale Flugverkehr ist eingestellt, Kreuzfahrtschiffe und Yachten dürfen bis auf Weiteres nicht anlegen.
In Papua-Neuguinea ist man auf den sich langsam verbreitenden Virus nur schlecht vorbereitet, gleichzeitig bedroht die grassierende Schweinepest die Traditionen vieler Stämme, hunderte Tiere erliegen der Krankheit, Schweine gelten als heilige Tiere, neben Geldbeträgen gehören sie zur verpflichtenden Mitgift bei Hochzeiten, zum Lösen von Stammesfehden dienen sie als beliebtes Tauschobjekt, um das verärgerte Gegenüber zu besänftigen, bei der Corona-Pandemie vertrauen Politiker vielerorts auf Gott, die geringe Zahl Infizierter lässt auf eine hohe Dunkelziffer schließen.
In den Föderierten Staaten von Mikronesien gibt es keine bekannten Fälle, Schulen haben geschlossen, Touristen bleiben in der Hochsaison aus, Ämter öffnen nur sporadisch, Beamte erhalten weiterhin ihren Lohn, für den Rest der Bevölkerung ist kein Arbeitslosengeld vorgesehen.
Auf Nauru ist das Händeschütteln noch erlaubt, die fast kreisrunde Insel blieb vor dem Erreger bisher verschont, Kinder gehen zur Schule und Erwachsene in die Arbeit, der amtierende Präsident spricht von Corona als Feind ohne Augenmaß, ohne Beherrschung und von einem Kampf, an dem sich jeder beteiligen muss, das Land schottet sich ab, die Passagiere und Besatzungsmitglieder des sporadisch landenden Transportflugzeugs werden für vierzehn Tage in einem Quarantänezentrum interniert, am Hafen legen bloß noch Frachtschiffe an, wobei die Besatzung nicht von Bord darf, die Ladungen wird dekontaminiert.
*
Auf Palau gibt es keine bekannten Fälle, jedoch rüstet man sich für einen möglichen Ausbruch, es herrscht Frustration über den Mangel an Unterstützung aus der internationalen Gemeinschaft, bloß der traditionelle Verbündete Taiwan hilft mit Labortests und Materiallieferungen aus, was Palaus ständige Repräsentantin bei den Vereinten Nationen zu mehreren öffentlichen Dankesbekundungen motiviert, die mit Fotos von Transportkisten und deren Verladung angereichert sind.
Auf den Salomonen sollen im Zuge eines Regierungsprogramms für Evakuierungen mehrere Dutzend Menschen mit einer Fähre zurück in ihre Heimatdörfer gebracht werden, beim Ablegen ignoriert der Kapitän Sturmwarnungen der Wetterdienste, er bemerkt nicht, wie Personen durch Wind und Wellen von Bord gespült werden und ertrinken, örtliche Medien beziffern die Zahl der Toten auf achtundzwanzig, Polizeikräfte wiederum sagen, eine genaue Opferangabe zu machen, sei unmöglich.
Auf Samoa gibt es keine bekannten Fälle, dennoch wird der Notstand ausgerufen, Grenzen sind geschlossen, internationaler und nationaler Flugverkehr sowie der Fährverkehr zwischen den beiden Hauptinseln Upolu und Savaii werden eingestellt, der öffentliche Personenverkehr ist eingeschränkt und darf von höchstens fünf Personen pro Fahrzeug genutzt werden, nicht essentielle Einrichtungen sind geschlossen.
*
In Tonga verhängt man eine Ausgangssperre von neun Uhr abends bis fünf Uhr morgens, Nachtlokale, Bars und kava clubs zum Konsum des heimischen Rauschpfeffers bleiben geschlossen, im aus dem Büro des Premierministers stammenden offiziellen Papier zu landesweiten Einschränkungen wird nach den allgemeinen Erläuterungen A, B und C mit Abschnitt (2) in kurzen Unterpunkten spezifiziert, bei kava clubs handle es sich um (a) eine Gruppe bestehend aus zwei oder mehr Personen, die Kava an einem öffentlichen Ort konsumieren, und (b) um eine Gruppe bestehend aus zwei oder mehr Personen, die Kava an einem privaten Ort konsumieren.
Auf Tuvalu, bisher virenfrei, gibt es ein einziges Krankenhaus mit sehr eingeschränkten personellen und medizinischen Ressourcen, durch neue Initiativen wie dem Errichten von Quarantänezonen, einer Informationskampagne zur öffentlichen Gesundheit oder der Mobilisierung von Freiwilligen zur Unterstützung von Pflegekräften, bereitet man sich auf einen möglichen Ausbruch vor.
Auf Vanuatu, bisher virenfrei, trifft ein Zyklon der höchsten Sturmkategorie mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 235 Stundenkilometern auf Land, um den Einwohnern zu ermöglichen, sich vor Harold in sichere Notunterkünfte zu retten, wird das Versammlungsverbot zeitweilig aufgehoben, laut der Katastrophenkoordinatorin des Roten Kreuzes verlagert sich der Schwerpunkt weg von Corona hin zu Vorbereitungen auf den Zyklon.

Kategorien
Allgemein

37 Mittwoch, 22.04.2020

Südamerika

In Argentinien fordert man von ausländischen Gläubigern weitreichende Zugeständnisse, laut einem Umstrukturierungsplan sollen Zinszahlungen bis ins Jahr 2022 komplett ausgesetzt werden, Einsparungen geschehen auch durch einen Schuldenschnitt im Volumen von 3,6 Milliarden Dollar.
Auf den Falklandinseln, die seit 1833 unter britischer Verwaltung stehen, dürfen die Bewohner trotz schwelendem Hoheitskonflikt damit rechnen, von Argentinien mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgt zu werden, auch können Patienten zur Behandlung ausgeflogen werden.
In Chile könnte sich die Pandemie als Brandbeschleuniger in der Suche nach neuen und vielleicht gar wirkungsvolleren Protestformen gegen das neoliberale Wirtschaftssystem erweisen, vor dem Ausbruch lag die Zustimmungsrate des Präsidenten und seiner Regierung bei rund sechs Prozent.
In Uruguay kreisen über den Stadtstränden Helikopter, dafür kreisen die Schalen mit Mate-Tee zwischen den Leuten nicht mehr, ein Expeditionsschiff darf nach zwei Wochen Irrfahrt vor der Küste in Montevideo anlegen, australische und neuseeländische Passagiere werden in einem medizinischen Transportflugzeug in ihre Heimatländer ausgeflogen.
*
In Paraguay ist man seuchenerprobt, erst im Februar gab es aufgrund der hohen Fallzahlen von Dengue-Fieber einen nationalen Gesundheitsnotstand, mehrere Gewerkschaften legen einen Gesetzesentwurf zum Schutz von Arbeitsplätzen vor, gefordert werden Garantien im Fall von Unternehmensschließung oder Produktionseinstellung.
In Bolivien wird die Gruppe der Indigenen, welche knapp die Hälfte der Gesamtbevölkerung ausmacht, nach eigener Ansicht zu wenig berücksichtig, der Verwaltungsrat eines Nationalparks sowie weitere Volks- und Gemeindevertreter wenden sich mit Forderungen an die rechtskonservative Interimspräsidentin, die entgegen ursprünglicher Beteuerungen, lediglich Neuwahlen organisieren zu wollen, bei diesen nun doch auch selbst antreten wird.
In Brasilien wettert vor dem Hauptquartier der Armee ein hustender Staatschef auf einer Demonstration gegen die Ausgangsbeschränkungen, Menschen trommeln an offenen Fenstern mit Töpfen und Pfannen.
*
In Französisch-Guayana wird der Weltraumbahnhof Kourou nach einem bisher erfolgreichen Jahr mit drei geglückten Raketenstarts und fünf ins All geschossenen Satelliten bis auf Weiteres stillgelegt, die Einrichtung stellt einen der wichtigsten Eckpfeiler der örtlichen Wirtschaft dar, Äquatornähe ist als Standort vorteilhaft, da Raketen so durch die Erdrotation bereits die auf der Erdoberfläche maximal vermittelte Grundgeschwindigkeit erhalten und weniger beschleunigen müssen, was Treibstoffkosten senkt.
In Surinam sind die Straßen der Hauptstadt Paramaribo wie leergefegt, Geldautomaten spucken nichts mehr aus, die Landesbank stellt ihren Betrieb ein, Supermärkte halten aus Angst vor panischen Kunden geschlossen, die auf Bargeld fußende Ökonomie kommt weitgehend zum Erliegen, der Präsident und frühere Militärdiktator bereitet sich auf seine Wiederwahl im Mai vor, obwohl er in den Niederlanden wegen Drogenhandel und Mord verurteilt wurde, sein Sohn sitzt in den USA wegen Drogen- und Terrorismusdelikten eine sechzehnjährige Haftstrafe ab.
In Guyana gibt es Wochen nach der Parlamentswahl immer noch kein offizielles Ergebnis, ein Urnengang im zweitärmsten Land Südamerikas bestimmt auch den heiklen Umgang mit neu entdeckten riesigen Ölvorkommen, laut Prognosen des Internationalen Währungsfonds wird das Land in wenigen Jahren die weltweit höchste Rohölproduktion pro Kopf aufweisen, Corona schrenkt die Handlungsfähigkeit der Gerichte ein, die Bekanntgabe gültiger Wahlergebnisse wird sich weiter verzögern.
*
In Venezuela war die Lage in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht auch vor Ausbrechen der Pandemie bereits prekär, nun droht ein Benzinmangel das ölreichste Land der Erde zusätzlich zu destabilisieren.
Auf Bonaire in der Niederländischen Karibik halten der Lt. Governor und eine Ärztin für öffentliche Gesundheit eine Pressekonferenz, bei der sie über den ersten Corona-Patienten informieren und Einblick in die Fallgeschichte geben, die betreffende Person sei mehrmals ergebnisoffen getestet worden, erst später habe ein eindeutig positiver Test vorgelegen, man ruft die etwas über achtzehn tausend Einwohner zu Mithilfe und Zusammenhalt auf, so werde man die Krise gemeinsam überstehen.
Auf Curaçao arbeitet das Tourist Board eng mit dem Gesundheitsministerium, dem Ministerium für Umwelt und Naturschutz, der Zivilluftfahrtbehörde und anderen Regierungsbehörden zusammen, um neue Entwicklungen zu beobachten und die Handhabung der Situation ständig entsprechend anzupassen, es ist aktiv daran beteiligt, dass jeder die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen gemäß der Weltgesundheitsorganisation befolgt, die Organisation verpflichtet sich darüber hinaus, die offene Kommunikation mit Einwohnern und Besuchern aufrechtzuerhalten, um sicherzustellen, dass diese stets die aktuellsten Informationen erhalten, gestrandete Passagiere werden auf die Verlängerung der Verschlusszeiten des Internationalen Flughafens hingewiesen und aufgefordert, sich bei der zuständigen Botschaft oder dem Konsulat zu melden und das bereitgestellte Onlineformular gewissenhaft und wahrheitsgemäß auszufüllen, Seevekehr ist bis auf wenige Ausnahmen wie Transport von Kraftstoff oder Reparaturen eingestellt.
*
Auf Aruba handelt es sich bei den meisten Sehenswürdigkeiten um malerische Strände, die auf Reiseplattformen mit Begriffen wie Seebad, Schnorcheln, Wasserpark, Abenteuer oder Liebesbeziehung verschlagwortet sind, derzeit allesamt verwaist, seit Anfang März werden Fallzahlen teils mehrmals täglich publiziert und akkurat aufgeschlüsselt.
In Peru verlassen die Campesinos, Menschen vom Land, die Großstädte und drängen in ihre Heimatregionen, ein paar hundert schließen sich zu einem Treck zusammen, doch Anwohner blockieren die Straße und lassen sie aus Sorge vor erhöhter Ansteckungsgefahr nicht passieren, nach längerem Tauziehen werden die unerwünschten Heimkehrer in ein Stadion verfrachtet, dort steigen sie in eilig organisierte Busse.
*
In Ecuador wird die Bevölkerung über das Ausmaß der Katastrophe lange im Unklaren gelassen, die vom Gesundheitsministerium präsentierten offiziellen Totenzahlen erscheinen vielen lächerlich, im Corona-Hotspot Guayaquil tragen Mitglieder einer Sondereinheit der Polizei unterstützt vom Militär hunderte Leichen aus den Häusern.
In Kolumbien kehren sich Migrationsströme um, denn jene, die hierher kamen auf der Suche nach Arbeit, finden jetzt keine mehr, trotz Reiseverboten und Ausgangssperren bilden sich auf den Landstraßen dichte Marschkolonnen, ganze Familien sind zu Fuß durch die Anden unterwegs als südamerikanische Elendsmärsche, Busse fahren keine mehr und wären ohnehin zu teuer, Uniformierte desinfizieren mit Sprühschlauch das wartende Gepäck.
Auf Südgeorgien gibt es sechs ehemalige Walverarbeitungsstationen und zahlreiche Buchten, Ziel von Anlandungen sind Brutstätten der Königspinguine oder anderer Arten, seit dem achtzehnten Jahrhundert dezimierten eingeschleppte Ratten die Brutkolonien einzigartiger Vogelbestände, vor etwa zwei Jahren wurden sie erfolgreich ausgerottet, jenes Expeditionsschiff, das später im uruguayischen Montevideo anlegen sollte, hätte dort Halt machen wollen, die Südlichen Sandwichinseln gelten als unbewohnt.

Kategorien
Allgemein

36 Dienstag, 21.04.2020

Europa

In Österreich soll das Bersuchsverbot für Altersheime demnächst gelockert werden.
In Deutschland ist man uns ein bis zwei Wochen hinten nach, aber das holt man schon noch auf.
In Tschechien will man die Grenzen ein Jahr lang geschlossen halten.
In der Slowakei sucht man nach Schuldigen für rasant zunehmende Infektionszahlen und findet sie in einem Seniorenheim nahe Bratislava, wo Festplatten und Dokumente beschlagnahmt werden.
In Ungarn tritt ein zeitlich nicht befristetes Notstandsgesetz in Kraft, das dem amtierenden Ministerpräsidenten umstrittene Sondervollmachten gibt und das Wegsperren kritischer Journalisten ermöglicht.
In Slowenien ist die Lage unauffällig, stufenweise lockert man den Lockdown.
In Italien wird ein spezielles Zertifikat für Bürger mit Immunität angedacht, um das öffentliche Leben wieder hochfahren zu können.
In der Schweiz hat der Bundesrat die ausserordentliche Lage ausgerufen, im Kanton Zürich müssen nach Einstellung des Präsenzunterrichts die Lehrpersonen auf benotete Leistungsüberprüfung verzichten, stattdessen werden die Bemerkung nicht benotet und ein Verweis auf die Pandemie eingefügt.
In Liechtenstein testet man ein Früherkennungssystem mit sensorischem Armband (Zyklus-Tracker) sowie Abwasser-Untersuchung.
*
In den Niederlanden wird nach massiven Protesten von Experten und Teilen der Bevölkerung der ursprüngliche Plan zur Schaffung einer Herdenimmunität gegen den Widerstand des Premiers fallengelassen.
In Belgien liefern Kleinbrauereien per Fahrrad ihr Bier aus.
In Andorra ist man auf die Arbeitskräfte aus Spanien angewiesen, weshalb Grenzschließungen nur bedingt möglich sind.
In Frankreich philosophieren Intellektuelle gewandt über Redefreiheit und Rechtsstaatlichkeit.
In Spanien geht das Sinken der Todeszahlen mit dem Einbrechen der Gewerbesteuer einher.
In Portugal erwägt man Zugängsbeschränkungen für Strände.
In Kroatien befürchtet man bei den Einnahmen der Tourismusbranche einen Einbruch von sechzig bis fünfundsiebzig Prozent, am entscheidendsten gilt das dritte Quartal, da aus der Periode von Juli bis September mehr als sechzig Prozent des Jahresumsatzes stammen.
In Bosnien-Herzegowina entlarvt die Pandemie den Bankrott der nationalistischen Eliten und ein durch Korruption befeuertes Kaputtwirtschaften von Sozialeinrichtungen, Berichterstatter diagnostizieren einen tödlichen Schlendrian.
In Serbien dürfen Infizierte selbst bei leichten Symptomen oder asymptomatischem Verlauf nicht mehr in Heimquarantäne bleiben, sondern müssen in einem Massenlazarett untergebracht werden.
*
In Albanien verabschiedet der Ministerpräsident zehn bereits in weiße Schutzkleidung gehüllte Mediziner vor ihrem Abflug nach Rom, was er für eine medienwirksame Solidaritätsbekundung nutzt, bei der auch die Dankbarkeit für italienische Hilfe beim letztjährigen Erdbeben nicht unerwähnt bleibt, eine App für die Genehmigung zum Verlassen des Hauses trotz Ausgangssperre ist bereits am ersten Tag überlastet.
In Griechenland harren unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen in Massenquartieren aus.
In Zypern verschärft Corona den Konflikt um Territorien und Grenzübergänge.
In Moldawien handelt es sich bei etwa einem Drittel der Infizierten um Personen aus dem Gesundheitswesen, viele im Ausland arbeitende Bürger kehren in ihre Heimat zurück.
Im Kovovo bricht die Koalitionsregierung zwischen links-nationaler Partei und konservativer Demokratischer Liga nach sechs Monaten im Streit um den richtigen Umgang mit der Krise auseinander.
In Montenegro werden positiv Getestete mit leichten Symptomen in lazarettähnlichen Unterkünften isoliert und dort bis zur Genesung behandelt, Sporthallen sind zweckentfremdet, mit der Bitte um Ausstattung für Krankenhäuser wendet sich das Land offiziell an seine NATO-Partner, der Beitritt geschah vor wenigen Jahren, Russland kritisierte diese Osterweiterung des Nordatlantikpaktes als Rückkehr in den Kalten Krieg und sieht darin eine Gefahr für die eigene Sicherheit.
In Nordmazedonien werden frei werdende Stellen in der öffentlichen Verwaltung nicht neu ausgeschrieben, desweiteren gilt ein Ausgabenstopp für Dienstwagen und Büromöbel.
*
In Estland erweist sich der hohe Digitalisierungsgrad als großer Vorteil, Fernunterrichtsmaterialien werden mit anderen europäischen Ländern geteilt.
In Lettland wird der Wirtschaftsminister vom Regierungschef zum Rücktritt aufgefordert, kurz nachdem ihm der Zugang zu Staatsgeheimnissen entzogen worden ist, sein Nachfolger und Parteikollege sieht laut einer Mitteilung die Unterstützung von betroffenen Firmen und die Entwicklung eines Konjunkturprogramms als seine wichtigsten Aufgaben.
In Litauen werden detaillierte Bewegungsprofile von Infizierten online veröffentlicht und fortlaufend aktualisiert.
In Luxemburg stirbt ein Mitglied der Königsfamilie am Coronavirus, dabei handelt es sich um einen Onkel der Großherzogin.
In Malta werden aufgrund der Pandemie die Häfen für Rettungsschiffe geschlossen, woraufhin Nichtregierungsorganisationen den Entscheidungsträgern vorwerfen, die Krise auszunutzen und Menschenleben zu riskieren.
In Monaco darf der Fürst nach einer zweiwöchigen Isolationsphase zurück zu seiner Ehefrau und den fünfjährigen Zwillingen.
In San Marino ist man enttäuscht, dass der Vorstoß, den diesjährigen Eurovision Songcontest in abgewandelter Form auszutragen und den damit generierten Erlös in Krisenhilfe zu stecken, ohne Erfolg bleibt.
*
In Finnland existiert ein beachtlicher Vorrat an medizinischer Schutzausrüstung, Öl, Getreide und Rohstoffen zur Herstellung von Munition oder landwirtschaftlichem Werkzeug.
In Schweden geht man den anderen Weg ohne nennenswerte Einschränkungen, und alle fragen sich, wohin er führt, ob in eine glorreiche Zukunft oder direkt ins Verderben.
In Dänemark gibt es keine Staatshilfen für Unternehmen, die ihr Geld in Steueroasen geparkt haben oder an Aktionäre weiterhin Dividenden ausschütten.
In Norwegen warnen Experten seit Jahren vor einem Engpass bei Intensivbetten, Mangel herrscht auch bei ausgebildetem Personal, während der letzten Jahre strebte man in diesem Versorgungsbereich nach dem massiven Abbau einer Überkapazität.
*
Im Vereinigten Königreich schaltet sich der aus der Intensivstation entlassene Prime Minister wieder in die Regierungsgeschäfte ein, wobei er sich mit fortdauernder Kritik an seinem zunächst verharmlosenden Krisenmanagement konfrontiert sieht.
In Irland arbeitet der Regierungschef wieder als Arzt und widmet sich der telefonischen Beratung von Patienten.
In Island lassen sich die ersten bekannten Infektionen nach Ischgl in Tirol zurückverfolgen, man rekonstruiert eine Chronologie des Versagens.
In Rumänien warten einkunftslose Pflegekräfte auf die Einreiseerlaubnis in mitteleuropäische Staaten, um ihre überarbeiteten Kolleginnen abzulösen.
In Bulgarien erscheint der Rat, sich die Hände zu waschen, den von Wassermangel betroffenen Einwohnern mancher Städte wie blanker Hohn, bei der Umsetzung strikter Maßnahmen wird besonderes Augenmerk auf die Roma-Minderheit gelegt, für die Diskriminierung und Rassismus am Werk sind.
*
In Polen beschlagnahmen Zollbeamte eine dringend benötigte Lieferung mit knapp siebenhunderttausend Masken und mehreren tausend Beatmungsgeräten aus China, die für Norditalien bestimmt gewesen wäre.
In Russland fällt die Militärparade zum Tag des Sieges auf dem Roten Platz aus.
In Weißrussland vermuten Beobachter hinter der Leugnung einer Gefahr trotz steigender Infektionszahlen politisches Kalkül des autoritären Präsidenten, der die Aufgeregtheit um Corona als Psychose bezeichnet und gesellschaftliches Leben kaum einschränken lässt, das Aufspüren und Festsetzen von Kontakten geschieht ohne Lärm und Staubaufwirbeln durch Polizei und Geheimdienst, die Opposition wirft ihm Fahrlässigkeit vor.
In der Ukraine gibt es auf Initiative des Parlamentsausschusses für Bildungsfragen, des Bildungsministeriums und des Präsidialbüros täglichen Unterricht für etwa vier Millionen Schüler online sowie auf verschiedenen Fernsehkanälen.
Im Vatikan feiert der Papst einsame Messen gegen den Wind.