Australien und Ozeanien
In Australien lässt man erkrankte Passagiere eines Kreuzfahrtschiffes ungetestet an Land, was zur Ausbreitung des Virus führt und Todesfälle zur Folge hat, Ermittlungen werden eingeleitet, wichtige Informationen erhoffen sich die zuständigen Behörden vom Auswerten der Blackbox, Angehörige von Verstorbenen ziehen gegen die Reederei vor Gericht.
Auf den Fidschi-Inseln sitzen zahlreiche Touristen fest, die gezwungen sind, im Ferienparadies auszuharren, bis es eine Rückflugmöglichkeit gibt, sie warten darauf, dass ihnen das Geld ausgeht, Hotels halbieren die Zimmerpreise und teilen Essenspakete aus.
In Neuseeland macht der Gesundheitsminister trotz eingeschränkter Bewegungsfreiheit einen Familienausflug an den zwanzig Kilometer weit entfernten Strand, woraufhin er zwar nicht entlassen, jedoch als stellvertretender Finanzminister abgesetzt und innerhalb des Kabinetts degradiert wird, er selbst bezeichnet sich als Idiot, der verstehe, weshalb die Leute wütend auf ihn seien.
In Kiribati mit seinen dreiunddreißig im Herzen des pazifischen Ozeans gelegenen Inseln, gibt es keinen bestätigten Fall, jeder Einreisende muss vor seiner Ankunft mindestens zwei Wochen in einem Corona-freien Land verbracht haben, andernfalls kann Zwangsquarantäne verhängt oder eine Deportation angeordnet werden, das Gesundheitsministerium rät der Bevölkerung von nicht unbedingt notwendiger Reisetätigkeit ab.
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Auf den Marshallinseln gibt es keine bekannten Fälle, die globale Ausbreitung der neuartigen Atemwegserkrankung führt zu verstärkten Einreisekontrollen, Gesundheitschecks mit Temperaturmessung, unter Umständen auch zu Einreisesperren, der internationale Flugverkehr ist eingestellt, Kreuzfahrtschiffe und Yachten dürfen bis auf Weiteres nicht anlegen.
In Papua-Neuguinea ist man auf den sich langsam verbreitenden Virus nur schlecht vorbereitet, gleichzeitig bedroht die grassierende Schweinepest die Traditionen vieler Stämme, hunderte Tiere erliegen der Krankheit, Schweine gelten als heilige Tiere, neben Geldbeträgen gehören sie zur verpflichtenden Mitgift bei Hochzeiten, zum Lösen von Stammesfehden dienen sie als beliebtes Tauschobjekt, um das verärgerte Gegenüber zu besänftigen, bei der Corona-Pandemie vertrauen Politiker vielerorts auf Gott, die geringe Zahl Infizierter lässt auf eine hohe Dunkelziffer schließen.
In den Föderierten Staaten von Mikronesien gibt es keine bekannten Fälle, Schulen haben geschlossen, Touristen bleiben in der Hochsaison aus, Ämter öffnen nur sporadisch, Beamte erhalten weiterhin ihren Lohn, für den Rest der Bevölkerung ist kein Arbeitslosengeld vorgesehen.
Auf Nauru ist das Händeschütteln noch erlaubt, die fast kreisrunde Insel blieb vor dem Erreger bisher verschont, Kinder gehen zur Schule und Erwachsene in die Arbeit, der amtierende Präsident spricht von Corona als Feind ohne Augenmaß, ohne Beherrschung und von einem Kampf, an dem sich jeder beteiligen muss, das Land schottet sich ab, die Passagiere und Besatzungsmitglieder des sporadisch landenden Transportflugzeugs werden für vierzehn Tage in einem Quarantänezentrum interniert, am Hafen legen bloß noch Frachtschiffe an, wobei die Besatzung nicht von Bord darf, die Ladungen wird dekontaminiert.
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Auf Palau gibt es keine bekannten Fälle, jedoch rüstet man sich für einen möglichen Ausbruch, es herrscht Frustration über den Mangel an Unterstützung aus der internationalen Gemeinschaft, bloß der traditionelle Verbündete Taiwan hilft mit Labortests und Materiallieferungen aus, was Palaus ständige Repräsentantin bei den Vereinten Nationen zu mehreren öffentlichen Dankesbekundungen motiviert, die mit Fotos von Transportkisten und deren Verladung angereichert sind.
Auf den Salomonen sollen im Zuge eines Regierungsprogramms für Evakuierungen mehrere Dutzend Menschen mit einer Fähre zurück in ihre Heimatdörfer gebracht werden, beim Ablegen ignoriert der Kapitän Sturmwarnungen der Wetterdienste, er bemerkt nicht, wie Personen durch Wind und Wellen von Bord gespült werden und ertrinken, örtliche Medien beziffern die Zahl der Toten auf achtundzwanzig, Polizeikräfte wiederum sagen, eine genaue Opferangabe zu machen, sei unmöglich.
Auf Samoa gibt es keine bekannten Fälle, dennoch wird der Notstand ausgerufen, Grenzen sind geschlossen, internationaler und nationaler Flugverkehr sowie der Fährverkehr zwischen den beiden Hauptinseln Upolu und Savaii werden eingestellt, der öffentliche Personenverkehr ist eingeschränkt und darf von höchstens fünf Personen pro Fahrzeug genutzt werden, nicht essentielle Einrichtungen sind geschlossen.
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In Tonga verhängt man eine Ausgangssperre von neun Uhr abends bis fünf Uhr morgens, Nachtlokale, Bars und kava clubs zum Konsum des heimischen Rauschpfeffers bleiben geschlossen, im aus dem Büro des Premierministers stammenden offiziellen Papier zu landesweiten Einschränkungen wird nach den allgemeinen Erläuterungen A, B und C mit Abschnitt (2) in kurzen Unterpunkten spezifiziert, bei kava clubs handle es sich um (a) eine Gruppe bestehend aus zwei oder mehr Personen, die Kava an einem öffentlichen Ort konsumieren, und (b) um eine Gruppe bestehend aus zwei oder mehr Personen, die Kava an einem privaten Ort konsumieren.
Auf Tuvalu, bisher virenfrei, gibt es ein einziges Krankenhaus mit sehr eingeschränkten personellen und medizinischen Ressourcen, durch neue Initiativen wie dem Errichten von Quarantänezonen, einer Informationskampagne zur öffentlichen Gesundheit oder der Mobilisierung von Freiwilligen zur Unterstützung von Pflegekräften, bereitet man sich auf einen möglichen Ausbruch vor.
Auf Vanuatu, bisher virenfrei, trifft ein Zyklon der höchsten Sturmkategorie mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 235 Stundenkilometern auf Land, um den Einwohnern zu ermöglichen, sich vor Harold in sichere Notunterkünfte zu retten, wird das Versammlungsverbot zeitweilig aufgehoben, laut der Katastrophenkoordinatorin des Roten Kreuzes verlagert sich der Schwerpunkt weg von Corona hin zu Vorbereitungen auf den Zyklon.