Nordamerika und Mittelamerika
In Grönland gelingt es dem Chef der Gesundheitsbehörde und seinen drei Mitarbeitern, den Virus mit einer Mischung aus rigoroser Abschottung und gezielter Rückverfolgung von Infektionsketten auszumerzen, der kommerzielle Inlands- und Auslandsflugverkehr wird eingestellt, man spricht ein Alkoholverbot aus, das vor allem dem Schutz der Kinder dienen soll.
In Kanada fliehen verängstigte Pfleger aus einem Seniorenheim, um sich bei den sterbenden Bewohnern nicht anzustecken.
In den Vereinigten Staaten decken sich die Leute mit Waffen und Munition ein, während der Präsident zur Missachtung seiner eigenen Empfehlungen aufruft.
In Mexiko bleibt die Kriminalitätsrate trotz Geschäftsschließungen und Ausgangssperre unverändert hoch, es kommt zu Plünderungen von Flachbildfernsehern und anderen Luxusgütern.
In Guatemala sind angeblich die Hälfte der bestätigten Corona-Patienten aus den Vereinigten Staaten abgeschobene Migranten.
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In El Salvador wird die Einhaltung der Maßnahmen vom Militär kontrolliert, deren effektive Umsetzung scheitert an administrativen Mängeln und den Lebensumständen der Bevölkerung, Menschen über sechzig, Schwangeren und Vorerkrankten wird empfohlen, nicht zur Arbeit zu gehen.
In Belize gilt der nationale Gesundheitsnotstand, die Einreise ist nur noch gestattet für belizianische Staatsbürger, akkreditierte Diplomaten sowie Ausländer mit festem Wohnsitz, anschließend gibt es eine vierzehntägige Quarantäne.
In Honduras sind mehr als 100 000 der zehn Millionen Einwohner Hausangestellte, bei etwa zehntausend davon handelt es sich um Mädchen und Frauen zwischen zehn und zweiundzwanzig Jahren, an einem Tag in der Woche wird ihnen von staatlicher Seite der Besuch ihrer Familien erlaubt, was viele Arbeitnehmer jedoch untersagen oder mit Kündigung drohen.
In Nicaragua hat der amtierende Präsident laut Gerüchten innerhalb kurzer Zeit drei Herzinfarkte erlitten, er gilt vorübergehend als verschollen, Maßnahmen gegen den Virus werden kaum ergriffen, Restaurants, Strände und Fußballstadien sind weiterhin geöffnet, bei einem Boxabend mit acht Kämpfen tragen die Atheleten teilweise Gesichtsmasken.
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In Costa Rica sorgt die Pandemie zu verstärkten Einreisekontrollen und Gesundheitsprüfungen, das Betreten des Strandes oder Schwimmen im Meer sind verboten, entdeckt die Polizei einen unbelehrbaren Wellenreiter, gibt sie Warnschüsse ab.
In Panama treten ein Alkoholverbot und geschlechterspezifische Ausgangssperren in Kraft, Frauen dürfen montags, mittwochs und freitags das Haus verlassen, Männer wiederum dienstags, donnerstags und samstags, am Sonntag ist es verboten, überhaupt vor die Tür zu gehen, was dem Einschränken von Sozialkontakten dienen soll, panamesische Aktivisten für Transgender-Rechte äußern die Sorge, Menschen mit einer von ihrem Pass abweichenden Geschlechterzugehörigkeit könnten unter den neuen Regeln leiden.
Auf Kuba beginnt eine klinische Studie zu einer experimentellen Immuntherapie, die das körpereigene Abwehrsystem stärken und damit den Verlauf der Krankheit abschwächen soll, das zum Einsatz kommende Medikament wird im kubanischen Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie in Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen Institutionen entwickelt und soll insbesondere bei älteren Patienten die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs verringern.
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Auf Jamaika gilt ein absolutes Einreiseverbot, Personen ab einem Alter von siebzig Jahren dürfen nur noch einmal täglich für notwendige, lebenswichtige Besorgungen das Haus verlassen, um in den Supermarkt oder die Apotheke zu gehen, in der Öffentlichkeit sind Nasen- und Mundschutzmasken zwingend vorgeschrieben, Arbeits- und Bürostunden werden auf maximal acht Uhr morgens bis sechzehn Uhr nachmittags beschränkt.
Auf Haiti meldet man als letzter Staat Lateinamerikas den ersten Corona-Fall, es gilt als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre.
Auf den Bahamas wird eine allgemeine Pflicht zum Tragen von Schutzmasken beim Aufenthalt außerhalb der eigenen Wohnung angeordnet sowie der Import von nichtmedizinischen Masken verboten, um die heimische Produktion zu steigern und damit die Wirtschaft zu stützen, die zwischenzeitlich gelockerten Ausgangssperren werden später wieder verschärft.
In der Dominikanischen Republik muss bei der Einreise mit verstärkten Gesundheitskontrollen und der Einweisung in eine Isolierstation gerechnet werden.
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In Puerto Rico wird die bestehende nächtliche Ausgangssperre um zwei Stunden verlängert, diese gilt für alle in der Krise nicht essentiellen Berufsgruppen.
In Antigua und Barbuda verhängen die Behörden eine Einreisesperre für Reisende aller Nationalitäten, die sich seit Jänner in China aufgehalten haben.
Auf Barbados wird die Bevölkerung aufgerufen, sich möglichst wenig im Freien aufzuhalten und zu haushaltsfremden Personen einen Mindestabstand von 1,8 Metern einzuhalten.
Auf Dominica beschließt man eine Einreisesperre für alle Ausländer, die zwei Tage später auf Staatsangehörige und Inhaber einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis erweitert wird.
Auf Grenada ist für die meisten ausländischen Segler die Saison in einem der beliebtesten Chartergebiete der Karibik vorzeitig beendet.
Auf St. Kitts und Nevis werden alle registrierten Fälle streng isoliert sowie Angehörige unter Heimquarantäne gesetzt.
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Auf St. Lucia werden kleine Supermärkte und Bäckereien vorübergehend geöffnet, damit sich die Menschen für die verlängerten Ausgangssperren mit dem Nötigsten eindecken können, es bilden sich lange Schlangen, Gebote zum Wahren sozialer Distanz werden ignoriert, um Vorbereitungen auf die Dürre- und Hurrikansaison zu ermöglichen, wird Heimwerker- und Haushaltswarengeschäften der Betrieb wieder gestattet.
Auf St. Vincent und den Grenadinen wird das jährlich stattfindende Vincy Mas Festival abgesagt, um die Bevölkerung vor der Ausbreitung des Virus zu schützen.
In Trinidad und Tobago war der erste positiv Getestete ein zweiundfünfzigjähriger Mann, der ohne Symptome aus der Schweiz zurückgekehrt ist und anschließend gemeinsam mit seiner Familie umgehend in Quarantäne gesteckt wurde.