Zentralasien, Ostasien und Südostasien
In Tadschikistan wird, wie der nationale Fußballverband mitteilt, die laufende Saison nun doch unterbrochen, was im Einklang mit den Maßnahmen der Regierung geschieht, der Präsident rät Landwirten, das Fasten im Ramadan zu verschieben.
In Usbekistan wird zum Abfedern der Einkommenseinbrüche ein Krisenfonds in Höhe von zehn Billionen Sum angekündigt, was knapp einer Milliarde Euro entspricht, Kritiker äußern Skepsis zu Umsetzung und Zielgerichtetheit des Hilfspakets.
In Kasachstan landen ein Astronaut, eine Astronautin und ein Kosmonaut nach ihrer Rückkehr von der Internationalen Raumstation sicher in der Steppe und werden wohlbehalten geborgen.
In Turkmenistan soll der Coronavirus aus dem täglichen Sprachgebrauch mit Staatsgewalt verdrängt werden, Berichte und Gespräche darüber sind verboten, das Wort wird aus Informationsbroschüren über die Krankheit gestrichen, Vorsichtsmaßnahmen werden dennoch getroffen.
In Kirgisistan, auch Kirgistan, können Transportfahrzeuge nach wie vor die Grenze passieren, dabei ist das Tragen von Masken und Handschuhen Pflicht, Nahrungsmittel und medizinische Produkte werden bevorzugt behandelt, alle aus China eintreffenden Waren müssen in kirgisische Lastwägen umgeladen werden, ein einheimischer Fahrer löst den chinesischen an der Grenze ab.
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In China regeln Nachbarschaftskomitees das Verlassen und Betreten der Wohnblocks, an ihre Arbeitsstellen zurückgekehrte Fabrikarbeiter sitzen während der Essenspausen auf Holzschemeln weit auseinander.
In Hongkong sind sich bei Protesten gegen die Regierung Polizei und Demonstranten uneinig über die Auslegung der geltenden Abstandsregeln.
In Taiwan erhält man zähneknirschendes Lob für den Umgang mit dem Virus von der Weltgesundheitsorganisation, was sich an rhetorischen Verrenkungen der Funktionäre festmachen lässt, die bemüht sind, das mächtige Mitglied China nicht zu brüskieren, das sich gegen eine Aufnahme Taiwans als Mitglied erfolgreich zur Wehr setzt.
In der Mongolei tragen unbürokratischer Pragmatismus, Erfahrungswissen, Medienkompetenz und Humor dazu bei, die teils präventiv gesetzten Maßnahmen zu implementieren und immer wieder flexibel anzupassen.
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In Nordkorea ist man virenfrei, sofern die Propaganda stimmt.
In Südkorea setzt man bei der Eindämmung des Virus auf Massentests, Rückverfolgung positiver Fälle durch Standortdaten und Bewegungsprofile sowie strenge Quarantäne-Regeln, eine innovative und technikfreundliche Herangesehensweise, die bisher von Erfolg gekrönt scheint.
In Japan wird erst spät der landesweite Notstand ausgerufen, die Exporte sinken um knapp zwölf Prozent, angeblich soll eine antivirale Grippetablette ein wirkungsvolles Heilmittel gegen Corona sein, was die globale Forschergemeinde unter Hochdruck prüft.
In Macao schließen die Casinos, womit für die Glücksspielmetropole und chinesische Sonderverwaltungszone der bedeutendste Wirtschaftszweig wegbricht.
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In Brunei Darussalam, kurz Brunei, gibt es praktisch keine Ausreisemöglichkeit mehr, für begründete Notfälle kann eine Ausnahmegenehmigung beantragt werden.
In Kambodscha verhilft die Pandemie dem autoritäten Langzeitherrscher zu einem Notstandsrecht, das ihm auch über die Gesundheitskrise hinaus unbegrenzte Befugnisse zur Einschränkung der Versammlungs- und Redefreiheit erteilt, wie Menschenrechtsaktivisten warnen, Internet und Telefonie werden überwacht, journalistische Artikel, die nach Meinung der Regierung Angst in der Öffentlichkeit, Chaos, einen Schaden für die nationale Sicherheit oder Missverständnisse über den Staat verursachen, können verboten werden.
In Indonesien werden Quarantäne-Brecher oder Corona-Sünder, die sich nicht an die Auflagen zur Eindämmung des Virus gehalten haben, in leerstehende und verfluchte Häuser gesperrt, um ihnen mit dem mehrtägigen Aufenthalt in einem solchen Spukhaus eine Lektion zu erteilen.
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In Osttimor werden die Zahlungen der Europäischen Union für laufende Kooperationsprogramme vorgezogen, um besonders der Bevölkerung auf dem Land beim sich abzeichnenden Konjunkturabschwung zu helfen, der Wiederaufbau grundlegender Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung und von Hygienesystemen wird konsequent fortgesetzt.
In Malaysia steht das Familienministerium in der Kritik wegen seiner Ratschläge gegen häusliche Gewalt, um diese zu verhindern, sollen sich Frauen möglichst unterwürfig verhalten und den Ehemann nicht provozieren, sich schminken und ordentlich anziehen, vom Tragen von Jogginghosen wird abgeraten, im Gespräch ist schüchternes Kichern gegenüber Nörgelei der Vorzug zu geben, auf etwaige Fehler möge der Gatte in humorvollem Ton hingewiesen werden, im Streit sollen sie vor jeder Antwort bis zwanzig zählen, um rational zu bleiben und das Gehirn zu beruhigen, Gewalt gegen Frauen nimmt zu, für Männer gibt es keine Verhaltenstipps.
In Myanmar erhalten internationale kommerzielle Flüge keine Landeerlaubnis mehr, die Infektionszahlen steigen kontinuierlich an, das Leben ist durch den Shutdown zum Stillstand gekommen, öffentliche Versammlungen sind verboten, für die gesamte Bevölkerung wird eine zehntägige Selbstisolation angeordnet.
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In Laos werden nach Kindergärten und Grundschulen alle Bildungseinrichtungen bis hin zu Universitäten ebenso geschlossen wie Unterhaltungsstätten einschließlich Karaokebars und Massagesalons, das Land mit seinem erst im Aufbau befindlichen Sozielversicherungssystem wird beim erklärten Entwicklungsziel der Armutsminderung spürbar zurückgeworfen.
Auf den Philippinen weist der Präsident Militär und Polizei an, bei einem etwaigen Verstoß gegen die verhängte Ausgangssperre, die Störenfriede zu erschießen.
In Singapur verzeichnet man einen Rekordanstieg bei Neu-Infektionen, was sich auf unzureichende hygienische Bedingungen in den Quartieren von ausländischen Wanderarbeitern zurückführen lässt.
In Thailand führen die wirtschaftlichen Auswirkungen mit zunehmender Arbeitslosigkeit und Armut zu einem Emporschnellen der Selbstmordrate, das Komitee zur Förderung von Wissenschaft, Forschung und Innovation verweist auf ein Forschungspapier, in dem das Einrichten einer Beschwerde-Hotline sowie das Aufstocken des Subventionsprogramms für Betroffene empfohlen werden.
In Vietnam wird ein Song, der Verhaltensregeln wie Händewaschen und Abstandhalten in ohrwurmtaugliches Popgewand kleidet, zum viralen Hit.