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39 Freitag, 24.04.2020

Nordafrika, Zentralafrika und Südliches Afrika

In Algerien nutzt das Regime die Pandemie zur Unterdrückung der Protestbewegung, kritische Journalisten werden verfolgt, der bereits eingeleitete demokratische Wandel scheint gefährdet, die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst.
In Ägypten gibt es keine öffentlichen Ostergottesdienste, stattdessen werden sie in Fernsehen und Radio sowie im Internet live übertragen.
In Lybien geht der bewaffnete Konflikt zwischen den beiden selbsternannten Machthabern befeuert von mehreren fremden Staaten weiter, Drohnen und Söldner kommen zum Einsatz, ausländische Diplomaten werden evakuiert, der zuständige Sonderbotschafter der Vereinten Nationen reicht verbittert seinen Rücktritt ein.
In Tunesien fürchten jene, die im Tourismussektor beschäftigt sind, um ihre Existenz, bei der Kontrolle der Ausgangssperre helfen kleine schwarz-weiße Polizeiroboter ausgestattet mit Blaulicht und Kameras.
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In Mauretanien gibt es laut den zuständigen Behörden sieben bestätigte Fälle, von denen sich sechs Personen wieder erholt haben und eine Person verstorben ist, damit gilt es als das einzige Land weltweit ohne aktiven Fall, nachdem es zuvor mindestens einen gegeben hat, da es sich jedoch um eine dynamische Situation handelt, kann es zu Abweichungen oder zeitlichen Verzögerungen beim Datenaustausch zwischen nationalen Stellen und der Weltgesundheitsorganisation kommen.
In Marokko verlieren Millionen Haushaltshilfen, fliegende Händler und Kellner ohne feste Arbeitsverträge Einkommen und Lebensgrundlage, saisonale Beschäftigte in der Landwirtschaft sind ebensfalls betroffen, kurz nach Verhängung der Ausgangssperre verspricht das Komitee zur Aufsicht der Wirtschaft unbürokratische Hilfe für den informellen Sektor, Bedürftige ohne Sozialversicherung können sich auf einer digitalen Plattform registrieren, um per Kurznachricht einen Code zu erhalten, mit dem in Bankfilialen ein nach Haushaltsgröße gestaffelter Einmalbetrag abgehoben werden kann.
In der Demokratischen Arabischen Republik Sahara bleibt die Vorherrschaft nach Abzug der Kolonialmacht Spanien völkerrechtlich weiterhin umstritten, in Flüchtlingslagern wird trotz äußerster Vorsichtsmaßnahmen das Ritual der Teezeremonie beibehalten, obwohl Wasser ein knappes Gut ist, werden öfter Gläser gespült und Hände gewaschen, zur Pandemie kommen Nahrungsmittelknappheit sowie hohe Temperaturen, die Verwaltung der knappen Ressourcen wird zu einem komplexen Problem.
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In Burundi kommt ein Arzt auf zehntausend Menschen, Krankenhäuser gibt es nur wenige, die meisten Patienten lassen sich in provisorischen Gesundheitsstationen behandeln, die oftmals nicht mit fließendem Wasser ausgestattet sind, was das Einhalten von Hygienemaßnahmen schwierig macht, laut dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen ist jedes zweite Kind mangelernährt, dabei handelt es sich um die höchste Rate der Welt.
In Kamerun wird den Verantwortlichen ein Windmühlenkampf gegen Corona attestiert, Qualifikationsrunden für den Afrika-Cup sind abgesagt, obwohl der afrikanische Fußballverband noch beharrlich am Austragungstermin des eigentlichen Bewerbs festhält, ist in Eingeweihtenkreisen klar, dass er höchstwahrscheinlich nicht wird stattfinden können, für Gastgeber Kamerun ein herber Schlag.
In der Zentralafrikanischen Republik bleiben Schulen, Universitäten, Bars und Nachtlokale geschlossen, Ansammlungen von mehr als fünfzehn Personen sind untersagt, für das Geschäftsleben und Restaurants bestehen keinerlei Einschränkungen.
Im Tschad starten Aufklärungskampagnen zum Thema Hygiene, in Städten leben die Menschen auf engstem Raum zusammen, viele ohne Toiletten oder Zugang zu sauberem Wasser, jedes fünfte Kind stirbt vor Vollendung des fünften Lebensjahres, wofür auch durch Würmer verursachte parasitäre Erkrankungen verantwortlich sind, während der Ausbreitung des Virus verstärkt die islamistische Terrorgruppe Boko Haram ihre Angriffe, bei der bisher blutigsten Offensive auf der Halbinsel Boma am Tschadsee kommen zweiundneunzig Soldaten ums Leben, die einen Militärstützpunkt verteidigen, Dschihadisten nutzen die Gunst der Stunde, der Terrorgürtel in der Sahel-Zone wird breiter.
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In der Republik Kongo tobt neben dem Virus eine Masernepidemie, die bereits mehrere tausend Menschenleben gefordert hat.
In der Demokratischen Republik Kongo hat man den Albtraum Ebola gerade halbwegs überwunden, nun steigen Tag um Tag die Infektionszahlen des neuartigen Erregers, die von den Behörden verordneten Präventionsmaßnahmen sind kaum umsetzbar, da viele Menschen auf der Straße oder in sehr beengten Behausungen leben.
In Äquatorialguinea verkündet der Regierungschef am Anfang des Corona-Ausbruchs in China, man werde seinem wichtigsten Handelspartner als Zeichen der Solidarität zwei Millionen Dollar für die Bekämpfung des Virus spenden, der Bergbau- und Ölminister spricht von China als einem loyalen Verbündeten, die Wirtschaftsleistung der Volksrepublik ist mit geschätzten 13,6 Billionen Dollar pro Jahr etwa tausend Mal größer als jene von Äquatorialguinea, auch die Bevölkerung entspricht beinah dem Tausendfachen, seit dem Militärputsch 1979 wird die ehemalige spanische Kolonie von einem korrupten Alleinherrscher regiert, es ist die Rede von einer autoritären Kleptokratie.
In Gabun wird aufgrund der Pandemie der Verzehr von Fledermäusen und Schuppentieren untersagt.
Auf São Tomé und Príncipe gilt eine Einreisesperre für Ausländer, Einheimische sowie Ausländer mit gültiger Aufenthaltsgenehmigung müssen sich auf Anweisung der Behörden in kontrollierte Selbstquarantäne begeben, um die Verbreitung einzudämmen wird ein Versammlungsverbot für mehr als zehn Personen ausgesprochen, Gastronomiebetriebe schließen, Ladenöffnungszeiten sind verkürzt.
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In Angola hängen Wirtschaft und Finanzen beinah vollständig vom Erdöl ab, die Verlangsamung des Handels aufgrund der Pandemie beeinträchtigt Exporte nach China, was nicht nur die Einnahmen selbst, sondern auch die Förderung zurückgehen lässt, also Arbeitsplätze und damit Existenzen gefährdet.
In Namibia stellt das Parlament die Arbeit ein, der Verkauf von Alkohol wird verboten, ebenso Versammlungen von mehr als drei Personen, das Haus darf ausschließlich für lebenswichtige Einkäufe, für die Inanspruchnahme unaufschiebbarer Dienstleistungen oder für sportliche Betätigung verlassen werden.
In Botswana beabsichtigt der amtierende Präsident eine Verlängerung des Ausnahmezustands von ursprünglich achtundzwanzig Tagen auf sechs Monate.
In Malawi gibt es für achtzehn Millionen Menschen etwa einhundert Intensivbetten, in überfüllten Flüchtlingslagern ohne Wasserversorgung scheinen social distancing und das Einhalten von Hygieneregeln illusorisch.
In Mosambik entstand vor einem Jahr nach Überflutungen durch den Wirbelsturm Idai vorübergehend ein neues Binnenmeer, nun stehen für etwa neunundzwanzig Millionen Menschen dreißig Beatmungsgeräte zur Verfügung, Infektionszahlen sind gering, was daran liegen mag, dass kaum getestet wird.
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In Swasiland, seit 2018 offiziell Königreich Eswatini, werden der nationale Notstand ausgerufen sowie ein Einreiseverbot für alle Reisende aus Risikoländern verhängt, das Gesundheitsministerium empfiehlt die Einhaltung von Hygieneregeln und rät Infizierten vom Besuch von öffentlichen Räumen sowie von Veranstaltungen ab, der polygam lebende König zeugte mindestens dreißig Kinder, 2017 ging er die offiziell vierzehnte Ehe ein, seine achte Ehefrau beging 2018 mit einer Überdosis Medikamenten Suizid, eine weitere verstarb knapp ein Jahr später an einer Erkrankung in Zusammenhang mit Hautkrebs, drei seiner Frauen flohen bereits ins Exil.
In Lesotho versuchen Regierung und Opposition den des Mordes an seiner damaligen Noch-Ehefrau verdächtigen Premier abzusetzen, dieser schaltet unter dem Vorwand der Seuchenbekämpfung das Parlament aus, das kleine Gebirgskönigreich ist durchgängig umschlossen von Südafrika, wohin die Menschen zu Hamsterkäufen aufbrechen, um für die Zeit des Notstands gerüstet zu sein, ein chinesischer Milliardär spendet Testkits, Masken und andere Schutzausrüstung.
In Sambia zeichnen sich Engpässe bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln ab, in manchen Regionen haben Überflutungen einen Teil der Ernte zerstört.
In Simbabwe wird die Verkaufssaison für Tabak verschoben, dieser zählt neben Gold zum wichtigsten Exportgut des Landes.
In Südafrika werden Drogenabhängige und Obdachlose mit Verdacht auf eine Infektion in extra eingerichteten Spezialunterkünften behandelt.