Kategorien
Allgemein

92 Dienstag, 16.06.2020

Das Ausbleiben der Katastrophe (Eine mögliche Geschichte)

Wir haben uns die Katastrophe vorgestellt, uns ausgemalt, wie es sein würde, wenn sie eintritt. Jetzt scheint es so weit zu sein, und wir sind überrascht. Das haben wir nicht gewollt. Es war ein Spiel, weil es unabsehbar war, dass der Ernstfall tatsächlich eintreten würde.
Wir sprechen darüber. Alle sprechen darüber. Es wird jetzt über nichts anderes mehr gesprochen. Und jeder weiß es besser als der andere. Jeder hat den neuesten Informationshappen aufgeschnappt, um ihn weiterzutragen. Halbwissen macht die Runde, Gerüchte sind im Umlauf.
Wir wollen die Wahrheit hören. (Wollen wir das?) Wir können sie ertragen. (Können wir das?) Wir möchten hören, wie schlimm es um uns steht. Wie lange wird es dauern? Wie viele wird es treffen? Wird jeder Mensch jemanden kennen, der betroffen ist? Ja, jeder wird jemanden kennen.
Wir verbunkern uns in unserer Angst. Die Angst ist unsere Heimat, unser Haus. Die Angst ist in unserem Kopf. Also ist unser Kopf unsere Heimat, und unser Kopf ist unser Haus. Irgendwie ergibt das Sinn.
*
Die Menschen gehen auf Distanz. Auf den Straßen bewegen sie sich in geraden Linien. Eine angenehme Veränderung. Das macht die Dinge einfacher. Es herrscht die neue Achtsamkeit. Wir sitzen alle im selben Boot. In den sozialen Medien macht sich Panik breit. Vor allem junge Mütter, oder vielmehr die Mütter von kleinen Kindern, teilen ihre Angst mit der Welt. Wir können es verstehen. Hinter jeder Ecke lauert der Tod. Das meiste ist Spekulation.
Aus der Geschichte wissen wir, die Katastrophe selbst, die Krankheit, der Krieg oder sonstwelche bösen Wörter mit K, ist oft weniger schlimm als das Verhalten der Menschen, wenn sie damit zurechtkommen müssen. Es gibt den Punkt, an dem es kippt. Aus Erfahrung wissen wir, dass wir selbst gar nicht so anders sind als andere.
Termine werden abgesagt, erst unwichtige, dann auch wichtige. Die Stadt kommt zum Erliegen wie der Rest der Welt. Lassen wir den Dingen ihren Lauf. Wir erinnern uns an die alte Abwägung zwischen Freiheit und Sicherheit. Wenn wir uns alle in unseren Löchern verkriechen, um uns nicht in Gefahr zu begeben, dann haben diejenigen, die unser freies Leben verachten, gewonnen. Sie brauchen sich gar nicht mehr die Mühe zu machen, uns etwas anzutun. Wir gehören ihnen auch so. In uns keimt eine Angst, die ungehindert wächst zu etwas Großem. Es fällt schwer, den Überblick zu behalten. Auch im eigenen Kopf.
*
Wir bringen uns in Sicherheit. Wir machen die Schotten dicht. Wir vernageln die Fenster mit Brettern. Wir dichten die Zwischenräume mit Fugenmasse ab. Wir stellen die Pflanzen in den Keller. Nicht alle werden es schaffen. Während der Handgriffe des Verbarrikadierens überspielen wir unsere Angst mit blöden Witzen. Innerlich schlottern uns die Knie. Wir haben Angst vor der Katastrophe, die bald eintreten wird. Wir lassen uns nichts anmerken.
Wir verabschieden uns von den Tieren. Der Hund bellt. Er weiß etwas. Die Katzen müssen hinaus. Anfangs sträuben sie sich, doch dann lassen sie es geschehen. Das nehmen wir uns zum Vorbild. Sie werden es schaffen im Wald.
Wir prüfen die Festigkeit der Knoten. Wir treten in den Haufen aus Gerümpel, ob er Bestand hat. Wir schicken letzte Blicke in die Natur, die wir lange nicht zu Gesicht bekommen werden. Wir kontrollieren die hinreichend gestopften Löcher und die ordnungsgemäß versiegelten Öffnungen. Das geschieht seltsam routiniert. Als hätten wir das alles schon einmal getan. In einem anderen Leben vielleicht? Ein Nachbar winkt uns zu. Es geht allen gleich. Wir wünschen ihm alles Gute. Wir sind angekommen in unserer Angst. Wir schließen die Tür.
Wir raffen zusammen, was uns gehört. Wir lassen uns nichts nehmen. Keiner darf für sich beanspruchen, was in unserem Besitz ist. Wir schauen Nachrichten, schenken den gebetsmühlenartig wiederholten Warnhinweisen kaum Beachtung. Das kennen wir alles auswendig. Wir sehen es auch selbst. Wir trauen unseren Augen. Die Sender sind sich einig. Das Ausbleiben der Katastrophe liegt nicht mehr im Bereich des Möglichen.
*
Wir überprüfen die Bestände. Mit dem, was wir haben, kommen wir sehr lange aus. Das Lager ist voll. Es gibt ausreichend Nahrung, um uns für mehrere Wochen oder sogar Monate am Leben zu erhalten. Auch an Hygieneprodukte haben wir gedacht. Alles hängt vom Wasser ab. Wir haben rechtzeitig eine Filteranlage installiert. Wir sind vorbereitet.
Wir beruhigen die Kinder. Zum Einschlafen werden wir ihnen Lieder vorsingen. Die Kinder verstehen nicht alles, was vor sich geht, den Ernst der Lage verstehen sie aber sehrwohl. Wenn sie Fragen stellen, bemühen wir uns, diese so ehrlich und aufrichtig wie möglich zu beantworten, gleichzeitig in einfacher Sprache, die leicht verständlich ist. So ähnlich machen es die Nachrichten mit uns. Wir beschönigen nichts. Warum sollten wir das tun? Früher oder später kommt die Wahrheit ans Licht. Wir kontrollieren den Generator. Er brummelt verlässlich vor sich hin. Jetzt sind wir bereit. Jetzt kann sie kommen, die Katastrophe.
*
Wir verabschieden uns von unseren Liebsten. Das dauert nicht so lange, da es nur wenige gibt, die wirklich zählen. Wir denken Schlimmeres, als Worte sagen können. Manche erreichen wir nicht. Ausgehend von unseren engsten Vertrauten zieht die Verabschiedung weitere Kreise, melden wir uns auch bei jenen, die in unserem Leben keine allzu große Rolle spielen. Wir wünschen einander alles Gute. Wir verschieben nichts auf später. Vielleicht werden wir dafür keine Gelegenheit mehr haben. So war es nicht gedacht. Es hätte anders sein sollen.
Wir sitzen eng beisammen und warten auf die Katastrophe. Umgeben sind wir von jenen Dingen, die wir an diesen Ort mitnehmen konnten. Der Kofferraum eines Autos bietet nicht unendlich viel Platz. Alles geschah mit der gebotenen Eile. Wir haben mitgenommen, was uns von großem materiellen Wert schien oder sich in Zukunft als nützlich erweisen könnte. Auch persönliche Gegenstände mit eher ideellem Wert haben wir mitgenommen. Manches haben wir vergessen. Schachteln sind kompliziert.
Wir hören Radio. Sie sagen, bald ist es so weit. Wir malen uns aus, was sie meinen und kommen dabei an die Grenzen unserer Vorstellungskraft. Auch insgesamt schwinden die Kräfte. Wir sind müde und schwach. Wir haben Hunger und Durst. Wir öffnen eine Dose und essen. Die Kinder bekommen zuerst. Dazu trinken wir Wasser. Es ist rationiert, wir teilen es gut ein. Vom Wasser hängt alles ab. Wir erinnern uns voraus, an eine mögliche Zukunft. Karge, lebensfeindliche Landschaften. Eine ausgestorbene Welt. Wir sind vorbereitet. Mehr kann man nicht tun. Besser geht es nicht.
*
Wir verstehen uns gut. Das Warten auf die Katastrophe schweißt zusammen. Unsere Beziehungen werden erst noch den Beweis antreten müssen, inwieweit sie überlebensfähig sind, ob sie nur Bestand haben für die Dauer der Krise oder auch noch darüber hinaus. Es wird sich zeigen. Das Warten ist unser Geschäft. Wir verharren in Sicherheitsposition, wie wir sie aus Flugzeugen kennen. Wir machen uns gefasst auf den kommenden Aufprall. Fliegen war immer sehr schön, so bald werden wir das wohl nicht mehr erleben.
Für Unterhaltung werden Bücher und Filme sorgen. Wir teilen sie ein in gelesene und ungelesene, in gesehene und ungesehene. Auf einen Extrastapel kommen jene, die wir zwar bereits kennen, die uns jedoch so sehr gefallen, dass wir uns noch weitere Male damit beschäftigen wollen. Die Kinder langweilen sich nicht so bald. Wenn gar nichts mehr hilft, erzählen wir ihnen Geschichten. Sie gehen gut aus. So schlafen sie ein. Erst in der Nacht, wenn sie uns nicht mehr hören können, sprechen wir offen von unseren Ängsten.
Wir leben aus Kisten und Kartons. Manches ist verstaut in robusten Allzwecktaschen. Alles ist bereit für den Transport. Als ob wir jeden Moment aufbrechen könnten. Im Fernsehen ziehen noch träge Schiffe übers Meer, die Waren nach hierhin und dorthin bringen. Auch wir wären gern auf einem Schiff, die Nase umweht von frischer Meeresluft. Wir schmecken das Salz.
*
Die Welt ist in Aufruhr. Es werden Maßnahmen gesetzt. Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass unsere Angst von Anfang an begründet war. Regierungen weisen die Bevölkerung an, in den Häusern zu bleiben. Es gibt Fluchtmöglichkeiten aus der Wirklichkeit. Wir träumen von besseren Zeiten. Die Leute verschanzen sich in ihren Gedanken an die Zukunft. Wir sind froh, dass wir beisammen sind, stellen uns aber Paare vor, die sich in den Irrungen und Wirrungen der Gegenwart verlieren. Alles, was wir erleben, haben wir vorher schon in Filmen gesehen. Eigentlich spielen wir nur Szenen nach, mal besser, mal schlechter.
Wir sprechen über Möglichkeiten der endgültigen Flucht. Manchmal erschlägt uns die Wirklichkeit. Noch ist es zu früh. Wir könnten einander helfen. Zuerst würden wir uns um die Kinder kümmern, dass sie versorgt sind. Mit einem Kissen wäre es leicht. Seile gibt es genug. Wir können feste Knoten. Wir reden darüber, wer zuerst gehen müsste, und wer dem anderen nachfolgt. Wird es jemals so weit sein? Die Vorräte reichen noch lange. Wir werden kämpfen. Es muss weitergehen, um jeden Preis.
*
Als die Hamsterkäufe begannen, waren wir sehr amüsiert. Trotzdem haben wir uns den Menschen angeschlossen, haben Trauben um beliebte Geschäfte gebildet. Man kann nie wissen. Pläne wurden geschmiedet, nur zur Sicherheit, für den Ernstfall. Man weiß nie. Wir haben Wasserflaschen eingelagert. Wer soll das alles trinken? Wasser hält ewig. Wir sind wie das Wasser, finden immer einen Weg. Wenn man genau darüber nachdenkt, dann sind wir nur Körper, die Stoffwechsel betreiben. An den Körpern hängt ein Kopf, der Sachen denkt. Sonst nichts.
Als das Misstrauen wuchs, haben wir Vorbereitungen getroffen, uns in Sicherheit zu bringen. Wir haben das Haus in Schuss gebracht und den Keller hergerichtet. Viel war nicht zu tun. Vielleicht ist es immer schon der Zweck dieses Hauses gewesen, uns einen geschützten Rückzugsort zu bieten, sobald das Gefüge der Welt auseinanderbricht. Die Grillfeste am Wochenende waren eine Freude. Den Kindern hat es gefallen. Das größte Glück im Leben ist ein trockener Keller. Kein Streit mehr am Autorücksitz auf der Hinfahrt. Andere waren früher dabei, ihre Vorkehrungen zu treffen. Wir haben es nicht kommen sehen. Das Haus macht vertraute Geräusche. Wir hätten es kommen sehen sollen.
*
Die Katastrophe zwingt uns, zu reagieren. Jeden Moment könnte es soweit sein. Wir müssen die Alten und Kranken und Schwachen vor einem Schicksal bewahren. Unsere allererste Sorge gilt dem Weiterleben der Kinder. Es gibt Vorkommnisse in der Welt, zu denen man nicht schweigen kann. Die Staatengemeinschaft hat sich zusammengesetzt, um Lösungen zu finden. An den Börsen wird der Handel ausgesetzt, um sie abkühlen zu lassen. Wir sind überrascht. Der Welthandel lebt doch vom Steigen und Fallen der Kurse. Fällt es aber zu rasant, dann wird ein Hebel umgelegt und es kommt zum Stillstand. Ein seltsam unehrlicher Vorgang. Als hätten sich alle darauf geeinigt, dass es im Kern ein großes Spiel ist, bei dem man sagen kann: Ich mag nicht mehr. Und die Welt schweigt dazu.
Wir haben Abstand gehalten, gingen einander aus dem Weg. Auch das war ein Spiel. Wenn wir ehrlich sind mit uns selbst, dann finden wir Gefallen an den Ereignissen. Es ist ein Abenteuer. Die Aufregung tut gut, sie rüttelt uns wach. Waren wir nicht allzu einverstanden mit allem, haben wir es uns nicht allzu gemütlich gemacht im Wochenendhaus mit Essen vom Grill? Furchtbar aufregend sind die Zeiten ja schon.
Noch scheint alles offen. Zwischen Ausbruch und Ausbleiben der Katastrophe liegt nur ein winziger Moment. Wir wollen nicht, dass der Ernstfall eintritt. Gleichzeitig sehnen wir ihn herbei. So wach wie jetzt waren wir selten, wahrscheinlich nie. Wir möchten die Katastrophe um jeden Preis verhindern, gleichzeitig würden wir alles dafür tun, dass sie eintritt. Die Angst ist ein sauberes, starkes Gefühl. Sie gibt uns ein warmes Zuhause. Hier gehören wir hin. Niemand darf uns vertreiben.
*
Es ist der richtige Zeitpunkt, Verbrechen zu begehen. Die Polizei hat nicht mehr ausreichend Kapazitäten, sich um kleine Delikte zu kümmern, geschweige denn für Aufklärung zu sorgen. Andererseits gestalten sich Einbrüche sehr schwierig, jetzt, da jeder sich in die eigenen vier Wände zurückgezogen hat.
Wir zählen unsere Patronen. Angenehm schwer liegen die vollen Schachteln in der Hand. Wir haben uns rechtzeitig ein Gewehr besorgt. Der Nachbar hat uns gezeigt, wie man es benutzt. Am wichtigsten ist, die Kinder davon fernzuhalten. Sie dürfen nicht damit spielen. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn sich dabei ein Schuss löst. Die Kinder sind unsere Fortsetzung, durch sie wird unsere Geschichte weitererzählt. Braver Nachbar. Auf ihn ist Verlass. Das Gewehr hat er uns gerne verkauft gegen Dosen. Auch Nägel sind wertvoll geworden. Und Bretter. Unser Keller war gut ausgestattet. Der Nachbar hat einige Gewehre.
*
Früher gab es andere Katastrophen. Weniger beängstigend oder klein waren sie nicht. Wir dachten, es sei eine Katastrophe, zu spät zu kommen oder etwas zu verpassen. Es war eine Katastrophe, ein Getränk zu verschütten oder ein liebgewonnenes Kleidungsstück zu ruinieren. Wir haben über kaputte Geräte und abgelaufenen Käse geklagt. An jenem Samstag, da im Supermarkt der Reis ausverkauft war, änderte sich unser Blick auf die Welt. Reis ausverkauft. Das hatten wir noch nie erlebt. Es war der Moment, in dem wir alles wussten. Da war uns alles klar. Der ausverkaufte Reis hat uns erzählt, wie es weitergeht. So ging es dann auch weiter. Ab diesem Zeitpunkt hätte jeder wissen können, was zu tun sein würde. Die Menschen hätten sich zusammenreißen und kluge Entscheidungen treffen sollen. Planung ist das halbe Leben, sagt man.
Wir sind vorbereitet. Die Kinder grübeln im Bett. Das Fernsehflimmern träumt uns etwas vor. Die eigentliche Katastrophe wäre das Ausbleiben der Katastrophe. Nichts ist schlimmer, als sich auf etwas vorzubereiten, das niemals eintreten wird. All die Mühe, die man sich gemacht hat. Doch daran wollen wir erst gar nicht denken. Wir sind bereit. Jetzt kann sie kommen.
*
Und wenn sie dann da ist, die Katastrophe, sind wir einerseits erschüttert, doch andererseits seltsam zufrieden, denn wir haben es uns längst in unserer Angst gemütlich gemacht. Ist uns nicht schon allzu behaglich geworden in unserem wohligen Frieden? Haben wir nicht insgeheim den Krieg herbeigesehnt? Ist uns nicht schlecht vor lauter Sattheit, die einer Übersättigung gleichkommt? Ist nicht dieser vermeintliche Frieden, in dem wir uns aufhalten, bloß die vorübergehende, wenn auch jahrzehntelange, Abwesenheit von Krieg?
Würde sie ausbleiben, die Katastrophe, dann wären wir fürchterlich enttäuscht. Das Ausbleiben der Katastrophe wäre eine große Enttäuschung. Es würde sich die Frage stellen: Wozu das alles? Patronen wiegen schwer. Warten auf die Zeit. Der ruhige Atem der Kinder. Vater Schlaf.
*
Als uns die Nachricht ereilt, dass die Katastrophe ausbleiben würde, sind wir fassungslos. Es geschieht auf den üblichen Kanälen mit Gesichtern, die jetzt heller und freundlicher wirken. Ein Schimmer der Enttäuschung huscht darüber hinweg, den wir auch bei uns selbst bemerken. Anfangs können wir es nicht glauben. Doch Stunde um Stunde trauen wir den Verlautbarungen immer mehr. Es wird Entwarnung gegeben. Die Wahrheit sickert ein. Wir fallen uns in die Arme. Das muss die Erleichterung sein. Und irgendwie, auf eine verquere Weise, war uns immer schon klar, dass die Katastrophe ausbleiben würde.
Wir wecken die Kinder. Wohin mit unserer Angst? Ohne sie wissen wir kaum noch, wer wir sind. Erst sie erschafft in uns jene zarten Dissonanzen, durch die wir nach uns selbst klingen. Mit blankem Entsetzen lockern wir die Bretter an den Fenstern. Wir zählen die Wasserflaschen. Die meisten sind noch da. Ans Essen aus der Dose haben wir uns gewöhnt.
Wir sind davongekommen, sagen wir, und schüttelten ungläubig die müden Köpfe. Wir treten die Tür ein. Ob gleich der Nachbar winkt? Wir nehmen die Kinder und treten ins Freie. Die Luft ist feucht und kühl. Der Hund lebt noch, die Katzen sind tot. Wir blinzeln uns wach. Das Gewehr liegt gut in der Hand. Verwirrt kommen wir aus unserer Angst zum Vorschein. Die Welt ist noch intakt. Neue Bilder für Zukunft entstehen. Alles wird sich finden. Die Kinder gähnen. Der Spuk ist vorbei. Wir blicken uns um. Jetzt kann sie kommen. Nichts erschreckt uns so sehr wie das Ausbleiben der Katastrophe.