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17 Donnerstag, 02.04.2020

Heute ist der Flakturm wieder besonders groß.

Was kramt so stur im Busch? – Die astelnde Amsel.

Unerbittlicher Begriff: Spaziergehtourismus

Neues Schimpfwort, das sich durchsetzen wird: Heast, du Kitzloch!

Eine studierte klassische Philologin weist mich darauf hin, es heiße das Virus und nicht der Virus. Ich antworte der studierten klassischen Philologin, dass ich dieser Frage bereits nachgegangen sei und folgendes herausgefunden habe:
Als Fachbegriff habe besagter Krankheitserreger zunächst als das Virus Eingang in die deutsche Sprache gefunden. Das sei typisch für bildungssprachliche Entlehnungen: Sie behielten zunächst ihr ursprüngliches Geschlecht bei. Mediziner und Seuchenspezialisten hätten Virus also als Substantiv sächlichen Geschlechts verwendet und seien damit sehr nahe am lateinischen Ursprung geblieben: Mit dem sächlichen Hauptwort virus hätten die alten Römer Schleim, Saft oder Gift bezeichnet.
Doch wie ein Virus passe sich auch eine bildungssprachliche Entlehnung allmäglich an ihre neue Umgebung an. Je häufiger sie in der Alltagssprache verwendet würde, desto eher werde ihr Geschlecht dem angepasst, was gewohnt und üblich klinge. Da Substantive auf -us meist männlich wären, sei das Virus allmählich zu der Virus geworden. Heute würden in der Alltagssprache beide Formen nebeneinander existieren und beide als korrekt gelten. In der Fachsprache dagegen sei es bei der ursprünglich sächlichen Form geblieben: das Virus.
(Um den Inhalt des von mir verschickten Links wiederzugeben, habe ich hier schamlos Satz für Satz kopiert und beflissen in den Konjunktiv gesetzt.) Ich erkläre der studierten klassischen Philologin, dass bei der Zeitung, für die sie arbeite, natürlich die Fachsprache zur Anwendung komme; ich selbst jedoch sei ein Mann des Volkes. Die studierte klassische Philologin resümiert: das duden ist ein lügnerin. Hier endet meine Schlagfertigkeit.

Kurzgedichte auf einer ansonsten leeren Buchseite sind ansprechend einsam.

Und aus dem heimgetragenen Papiersackerl glotzt der Sellerieschopf – wie in einem amerikanischen Film als Versinnbildlichung des gediegenen Mittelstands mit Wohnsitz in der beschaulichen Vorstadtnachbarschaft.

Ich erhalte einen Buchbrief. Er kommt von der Menschensammlerin – die verbunden ist mit anderen vieler Länder. Sie knüpft an einem Menschengeflecht im guten Sinne, es entstehen starke Bande, die nun, da sie strapaziert werden, nur umso stärker werden. Sie ist da für andere, und manchmal für sich selbst.
Dem Brief sind zwei wichtige Bücher beigelegt. Sie kommen zu mir zurück und werden der lockeren Ordnung meines Regals einverleibt. Eines der zwei Bücher ist schön zerlesen, was mich freut; am Eck randet es aus, subtiler Wasserschaden. Die Menschensammlerin war davon angetan und hat es in Rucksack oder Handtasche mit sich spazieren geführt. Dass es ein Geschenk war, konnte sie nicht wissen. Ein drittes Buch ist dabei, über kreatives Bügeln und die Routine des Schreibens; mit orangefarbenem Lesebändchen. Das Bügelbuch ist hosentaschengroß. Es schmeichelt der Hand.
Der Brief selbst hat einen schwarzen Trauerrand – ein herrlich makaberes Detail, wenn auch etwas verfrüht. Das Geschriebene ist ehrlich und aufmunternd. Ein Frontbrief, denke ich.

Lektorin Merle berichtet von einer frisch verwitweten Nachbarin, die jetzt, direkt nach dem Verlust des Ehemannes, allein in ihrer Wohnung hockt – in doppelter Hinsicht auf sich zurückgeworfen. Der brave Enkel bringt regelmäßig Einkäufe vorbei. Richtig besuchen kann er sie nicht. Alleinsein ist eine Frage des Durchhaltens – und Durchhalten eine Frage des Alleinseins.

Mein Arzt-Freund sagt, er habe siebenunddreißig Stunden Hacke hinter sich; das Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetz sei de facto orbanisiert. Später bekennt er, sich verschrieben zu haben und korrigiert: Es seien nur dreiunddreißig gewesen. Aber zach genug.

Kein Geld ausgeben ist eine valide Form der Freizeitgestaltung.

Duftende Fundsache am Badewannenrand:
blütenwasser
& PFLEGEKOMPLEX
HYDRO
PFLEGEDUSCHE
SHOWER GEL
MAGNOLIENBLÜTE
& MANDELMILCH
normale bis trockene Haut

Eines muss man sagen: Schrecklich interessant ist das alles ja schon.

Und wieder stimmt die Nacht.