Corona – in einem Jahr wird es kein Wort geben, das ich öfter gehört, gelesen, geschrieben und gesagt habe; die häufigsten Bei- und Bindewörter inbegriffen.
Zu einem krisenerschöpften Politiker: Bist deppert, der schaut auch schon fertig aus!
Beim Einschalten des Vorzimmerlichts explodiert eine Glühbirne. Sie explodiert. Diese Aussage ist nicht übertrieben. Die Fassung der Glühbirne ist seitlich am Übergang zur Küche angebracht, die Glühbirne zeigt also quer in den Raum. Beim Betätigen des Schalters gibt es einen lauten Knall, und die Glühbirne wird im Zerspringen mehrere Meter weit herauskatapultiert, prallt schließlich gegen den Vorzimmerkasten. Der Boden ist voller Scherben. Es riecht verbrannt.
Die Sicherung ist gegangen, ich öffne den Sicherungskasten und lege den Schalter um. Die anderen zwei Glühbirnen innerhalb desselben Stromkreises sind intakt und leuchten unschuldig (unbehelligt) weiter. Kurz der Gedanke, dass mich die explodierte Glühbirne im Gesicht hätte treffen können. Ich wusste nicht, dass es so etwas gibt. Neue Wirklichkeit, in der Glühbirnen mit lautem Knall zerbersten. (Anzeichen für eine Überlastung des Stromnetzes?)
Ich mache mich daran, die Scherben aufzukehren – das Gröbste mit einem Stück Küchenrolle behelfsmäßig aufzuklauben –, und reiße das Küchenfenster auf, um den Brandgeruch hinauszulüften. In nächster Zeit werde ich Glühbirnen meiden – oder jedenfalls mit anderen Augen sehen. Die gefährliche Fassung bleibt vorerst leer. (Lieber seltener barfuß.)
Vielleicht war es nur meine Wohnung, die mich ermahnen wollte, endlich wieder staubzusaugen. Und sie hat ja recht – die Haushaltsführung habe ich in letzter Zeit stark vernachlässigt. Ich nehme den Staubsauger aus dem Kasten und ziehe die Splitter vom Teppich. Die wunderliche Glühbirnenexplosion ist das Ereignis des Tages. (Heimsuchung des Vorbesitzergeists?)
Zum Fernseher: Naja, so geil ist euer Programm auch nicht, dass man immer daheim sitzen will.
Die Fernsehmacher lernen Internet.
Guten Tag!
Hier spricht Prof. Christian Drosten mit dem täglichen Coronavirus-Update. Ich befinde mich derzeit auf Forschungsreise in Österreich, um gemeinsam mit meinen Kollegen vom Wiener AKH zu untersuchen, inwiefern die flächendeckende, von Polizeistreifen umgesetzte Beschallung mit dem Welt-Hit I am from Austria zur Immunisierung der Bevölkerung beiträgt – bisher offene Ergebnislage.
Dennoch bitte ich Sie, uns von der Berliner Charité auch weiterhin bei diesem bahnbrechenden Experiment zu unterstützen. Wir erhoffen uns aufmerksame Selbstbeobachtung Ihrerseits sowie eine akkurate Beschreibung und kompakte Zusammenfassung derselben. Alles im Dienste der Wissenschaft, versteht sich. Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!
Bleiben Sie keimfrei, bleiben Sie gesund.
Ihr Prof. Christian Drosten
Termine ausmachen, um zu telefonieren.
Jetzt endlich verstehe ich das patriotische Thank you for your service der Amerikaner, ihr zelebriertes Verbundenheitsgefühl mit den Streitkräften. Sag es zur Krankenschwester, sag es zum Arzt, sag es zum Regaleinschlichter, sag es zum Mistkübler, sag es zum Straßenbahnfahrer, sag es zur Reinigungskraft, sag es zur Richteramtsanwärterin, sag es zum Streifenpolizisten, sag es zum Pressesprecher, sag es zum Übersetzer, sag es zur Journalistin, sag es zur Apothekerin, sag es zum Lastwagenchauffeur, sag es zum Simulationsforscher, sag es zum Lehrer und sag es zum Experten, sag es zum Lagerarbeiter und sag es zur Erntehelferin, sag es zur Frau und sag es zum Mann, sag es gern und sag es oft und sag es laut: Thank you for your service.
Die Superreichen ziehen sich klammheimlich auf ihre Privatinseln zurück – soll noch einer sagen, es war ein peinlicher Affektkauf.
Spätnachmittags ließ sich der sonst eher risikoscheue Hilfsbuchhalter und Gelegenheitsdetektiv Lukas M. nahe Wien Mitte zu einem waghalsigen Überholmanöver hinreißen, bei dem der staatlich verordnete Sicherheitsabstand zum gegnerischen Fußgänger nur haarscharf nicht unterschritten wurde. Und nun zum Wetter.
Donald G. McNeil Jr., Wissenschafts- und Gesundheitsreporter der New York Times, im Daily-Podcast auf die Frage, weshalb die Amerikaner im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus denn vermehrt auf einen Lockdown oder Shutdown setzen würden, und nicht das südkoreanische Modell zur Eindämmung wählen, das darin besteht, so viele Menschen wie möglich zu testen und Kontaktketten zu identifizieren: Well, we could do that here if we had a time machine and we could travel back in time to about January 20th. Because January 15th is where we know one of the first cases arrived in the United States and started spreading.
(If we had a time machine – ein Satz, den man gerade eher nicht so gern hört.)
Die Welt ist ins Burnout geschlittert und verbringt jetzt ein paar Jahre im Sanatorium Zur fröhlichen Entschleunigung.
Wir legen Listen an, was wir später nachholen werden, danach, wenn das alles vorbei ist. Wo und was wir essen gehen wollen, mit wem wir uns treffen, wen wir berühren wollen. Wir erweitern diese Listen stetig – mal zurückhaltender, mal übereifrig – und empfinden eine Vorfreude ins Ungewisse.
Klickt man auf der Seite des Österreichischen Rundfunks auf den Link für Reisehinweise des Außenministeriums nach Ländern geordnet, so erscheint folgende Fehlermeldung:
404 Seite nicht gefunden
Leider gibt es die von Ihnen aufgerufene Seite nicht.
Die Internetseiten des Bundesministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten werden überarbeitet. Gegebenenfalls sind die Verweise von Suchmaschinen noch nicht aktualisiert. Möglicherweise wurde die Datei, nach der Sie suchen, umbenannt oder verschoben. Es könnte auch sein, dass ein externer Link Sie auf eine nicht mehr aktuelle Seite führt.
Mein Anwalts-Freund im Home-Office arbeitet derweil an einem Gutachten über Flugasche. Ich denke dabei sofort an eine etwas verunglückte Meerbestattung, die zur unwürdigen Windbestattung wird, zur unfreiwilligen Kostprobe, wie bei The Big Lebowski – Flugasche eben!
Doch es geht um etwas anderes, nämlich um den Rückstand von Verbrennungen in Wärmekraftwerken. Das Hauptaugenmerk des kompetenten Gutachters liegt dabei auf der Nicht-Abfall-Bescheinigung. (Kandidat fürs Wort der Woche.) Jeder beschäftigt sich eben gerade mit etwas anderem.
Sehr zugute kommt meinem Anwalts-Freund in den seltsamen Zeiten, dass er leidenschaftlich und hervorragend kocht; Nutznießer dieser schon beinah ins Professionelle schielenden Kochkunst dürfen sich glücklich schätzen. Beim virtuellen Feierabend-Bier haben wir diesmal nicht den Arzt-Freund dabei, sondern einen norddeutschen Technomusiker, der schläfrig seine Vaterfreuden teilt.
Die Unerbittlichkeit der Begriffe:
Letalitätsrate
Mortalitätsrate
Infektionskette
Risikogruppe
Durchseuchung
Ausgangsbeschränkung
Kontaktsperre
Inkubationszeit
Neuinfektion
Tröpfcheninfektion
Selbstisolation
Heimquarantäne
Kontamination
Herdenimmunität
Antikörper
Pflegefrage
Krisensitzung
Konjunkturpaket
Expertenkommission
Epizentrum
Desinfektionsmittel
Atemschutzmaske
Atemwegserkrankung
Pneumonie
Einweghandschuhe
Sauerstoffsättigung
Videokonferenz
Kurzarbeit
Steuerstundung
Supermarktprämie
Helikoptergeld
Überbrückungskredit
Ausfallgarantie
Kurvenabflachung
Reisewarnung
Rückholaktion
Heimflug-Plattform
Homeoffice
Home-Potato
Daheimbleib-Blues
Handyüberwachung
Standortdaten
Nachbarschaftstelefon
Ansteckungsgefahr
Vorerkrankung
Hustetikette
Versammlungsgesetz
Personenfreizügigkeit
Grenzübergang
Gesundheitscheck
Medikamententest
Impfstoffhoffnung
(Unvollständige Aufzählung)
Eines Tages werde ich nichts verstanden haben.